• Log in with Facebook Log in with Twitter Log In with Google      Sign In    
  • Create Account
  LongeCity
              Advocacy & Research for Unlimited Lifespans


Adverts help to support the work of this non-profit organisation. To go ad-free join as a Member.


Photo
- - - - -

Projektionsfläche


  • Please log in to reply
37 replies to this topic

#1 Matthias

  • Guest
  • 851 posts
  • 289
  • Location:.

Posted 26 June 2006 - 08:05 PM


Warren Buffett verschenkt sein Vermögen
25.06.2006

[...]
Er werde innerhalb der nächsten Monate damit beginnen, fast sein komplettes Vermögen von mehr als 40 Milliarden Dollar an verschiedene Stiftungen zu verschenken, sagte Buffett. Anders als ursprünglich geplant will er sich von seinem Reichtum damit offenbar nicht erst trennen, wenn er stirbt, sondern noch zu Lebzeiten mit seinen Milliarden Gutes tun.
[...]

http://www.spiegel.d...,423510,00.html

Edited by Matthias, 30 June 2006 - 12:59 PM.


#2 John Schloendorn

  • Guest, Advisor, Guardian
  • 2,542 posts
  • 157
  • Location:Mountain View, CA

Posted 26 June 2006 - 08:34 PM

Total geil :-)

#3 karl_bednarik

  • Guest
  • 436 posts
  • 105
  • Location:Wien, Oesterreich (Vienna, Austria)

Posted 27 June 2006 - 04:58 AM

Eine Frage:

Interessieren sich Warren Buffett oder Bill Gates fuer die koerperliche Unsterblichkeit?

sponsored ad

  • Advert

#4 John Schloendorn

  • Guest, Advisor, Guardian
  • 2,542 posts
  • 157
  • Location:Mountain View, CA

Posted 27 June 2006 - 05:52 AM

Da wuerde ich eher auf Ellison setzen. Siehe auch hier, Aubrey's Ansichten darueber :-) Herrlich, er nimmt einfach kein Blatt vor den Mund !!

#5 Lothar

  • Guest
  • 221 posts
  • 23
  • Location:Berlin/Germany

Posted 28 June 2006 - 05:10 PM

Ich versteh nicht, warum das für dich hier besonders mitteilenswert ist, Matthias, denn zum einen ist die Tatsache, daß er einen Großteil seines Vermögens an eine herkömmliche Stiftung verschenkt, doch schon eine hinreichende Antwort auf Karl's völlig berechtigte Nachfrage!? Wäre er am Langlebigkeitsthema interessiert, hätte er sein Geld schließlich längst gezielt spenden oder investieren können. Zum anderen dürfte es für unkonventionelle Projekte der Alternsforschung à la SENS jenseits des biogerontologischen Mainstreams genauso schwer bis unmöglich sein von solch einer Institution Forschungsgelder zu bekommen wie von den üblichen wissenschaftlichen, wirtschaftlichen oder staatlichen Fördereinrichtungen. Und auch wenn es natürlich eine gewaltige Summe auf einmal darstellt, aber abgesehen davon gibt es natürlich unzählige wohltätige Stiftungen, verschenkte Erbschaften, privatrechtliche Fördertöpfe aller Art usw. die wissenschaftliche Projekte finanzieren. (Das breite Stiftungswesen gerade in Deutschland war z.B. gerade Aufhänger und roter Faden eines SPIEGEL-Essays vorletzte Woche über die vermeintliche neue (Klein-)Bürgerlichkeit.) Geld für eine gezielte Förderung außergewöhnlicher Projekte der Alternsforschung wäre daher auf jeden Fall immer genug vorhanden, was fehlt ist der kollektive Wunsch und Wille zur Langlebigkeit sowohl innerhalb als auch außerhalb der Wissenschaft, was übrigens auch die herrschenden Kriterien für Wissenschaftlichkeit, Seriosität oder 'credibility' beeinflusst und vordeterminiert.

Die Tatsache, daß de Grey 'kein Blatt vor den Mund nimmt', hat ihm jetzt sogar noch den Vorwurf der Pseudowissenschaftlichkeit eingebracht, John, wobei die Begründungen des entsprechenden SENS-Challenge-Papiers wahrscheinlich künftig in der scientific community rauf und runter zitiert werden. Ich bin auf das Abschlußstatement des Gremiums und die sich anschließende journalistische Berichterstattung gespannt, denn eine kleine Restchance auf Förderung durch einen wohlgesonnen superreichen Sponsor bleibt natürlich immer, aber bei einer solch massiven Abwehrfront der allermeisten Biogerontologen - besitzt er eigentlich irgendeinen prominenten oder bekannteren Fürsprecher innerhalb der Zunft? - dürfte er kaum noch ein Bein in die normale wissenschaftliche Forschungs- und Förderlandschaft bringen. Anscheinend will er das auch gar nicht (mehr?), wenn man z.B. das Interview aus der Süddeutschen vom 23.6. mit ihm liest, aber die Idee, es bräuchte nur genügend Geld und auf wissenschaftliche Anerkennung und vielfältigste Unterstützung ist gesch....., erscheint mir reichlich naiv. Wieviel Absolventen oder Studenten der Biologie, der Biochemie, der Medizin gar oder ähnlicher in diesem Kontext relevanter Fächer versammeln sich nun nach vier Jahren hier auf Imminst?? Wenn's zwei bis drei Dutzend wären, fände ich das schon hoch gegriffen, und von denen, die sich hier regelmäßig zu Wort melden, sind's meiner Meinung nach nicht mal die Hälfte. Allein in Deutschland gibt es aber schon rund achtzigtausend(!) Medizinstudenten, gar nicht zu reden von der Zahl weltweit. Das resultierende Missverhältnis gibt die Lage präziser wieder als sämtliche illussionären Selbstverständigungsdebatten, wie sie gerade um den Entwurf für eine neue Startseite geführt werden.

#6 karl_bednarik

  • Guest
  • 436 posts
  • 105
  • Location:Wien, Oesterreich (Vienna, Austria)

Posted 28 June 2006 - 06:19 PM

Ein deutscher Artikel über Larry Ellison:

http://www.netigator...,ng,,thes,.html

http://www.ellisonfo...n.org/index.jsp

Zum Vergleichen:

Larry Ellison und die Unsterblichkeit mit

James Von Ehr und die Nanotechnologie:

http://www.zyvex.com...background.html

http://www.zyvex.com...s/timeline.html

Beide haben ausreichend Geld, Ideen und Motivation.

Ich bin der Meinung, dass wir beide Arbeitsgebiete brauchen.

#7 John Schloendorn

  • Guest, Advisor, Guardian
  • 2,542 posts
  • 157
  • Location:Mountain View, CA

Posted 28 June 2006 - 06:44 PM

Die Tatsache, daß de Grey 'kein Blatt vor den Mund nimmt', hat ihm jetzt sogar noch den Vorwurf der Pseudowissenschaftlichkeit eingebracht

Genau! Und das ist wesentlich besser als gar nichts zu machen! Rauf und runter zitieren wird das wahrscheinlich keiner, weil Aubrey auf die wenigen echten Argumente in diesem paper sehr überzeugend geantwortet hat.

besitzt er eigentlich irgendeinen prominenten oder bekannteren Fürsprecher innerhalb der Zunft?

Innerhalb der "Zunft" der Biogerontologen gibt immerhin einige Coauthoren (siehe z.B. WILT paper für ein paar wichtige Namen). Viel wichtiger als die Gerontologen sind aber die Bio-Ingenieure (Leute die eigentlich nichts mit dem Altern zu tun hatten, aber Methoden entwickelten fuer SENS gebraucht werden), wie z.B. mein Arbeitgeber Bruce Rittmann, ein weltführender civil engineer, der nicht nur ein eifriger Fürsprecher ist, sondern auch aktiv SENS Forschung und Entwicklung betreibt. Die gesamte Belegschaft der SENS2 Konferenz war eigentlich aus derartigen Bio-Ingenieuren zusammengesetzt, Altersforscher machten sich eher selten.

Das ist nicht ueberraschend, schliesslich wollen wir ja was verändern, und das braucht eben Ingenieure, nicht Grundlagenforscher. Wenn Aubrey sagt "Life-extension research extends beyond biogerontology", ist das nicht nur Frustration, sondern beschreibt genau diesen Sachverhalt sehr korrekt.

dürfte er kaum noch ein Bein in die normale wissenschaftliche Forschungs- und Förderlandschaft bringen

Wir bewerben uns jedenfalls gerade um NIH Fördergelder exclusiv für die besagte SENS Forschung. Wir können natürlich nicht garantieren dass wir erfolgreich sein werden, aber wie soll ich sagen, wir sehen keinerlei Grund zu derartigem Pessimismus.

auf wissenschaftliche Anerkennung und vielfältigste Unterstützung ist gesch.....,

Wissenschaftliche Annerkennung und massenhaft Studenten kommen ganz von allein wenn man Ergebnisse vorzeigt, und Ergebnisse bekommt man mit Geld.

Ich stimme Dir zu dass unsere Probleme sehr knifflig sind. Aber was ist die Alternative zu unserem Lösungsansatz? Nichts besonderes machen??

#8 Lothar

  • Guest
  • 221 posts
  • 23
  • Location:Berlin/Germany

Posted 28 June 2006 - 10:22 PM

@ John:
Ich habe auch die 'rerebuttals' gelesen, und ich glaube kaum, daß die betreffenden Autoren und ihre Anhängerschaft der gleichen Meinung sind wie du, was die Frage von 'echten Argumenten' oder 'überzeugenden Antworten' angeht. Da es um unbeweisbare Behauptungen über zukünftige Forschungserfolge geht, kann hier vorab sowieso gar kein Konsens erzielt werden, denn wenn man JETZT schon wüßte, was bei den SENS-Projekten herauskommt, dann bräuchte man sie gar nicht durchzuführen. De Greys spezifische Vorhersagen (soll heißen: Zeitrahmen) sind daher auf jeden Fall spekulativ, und die Möglichkeit, daß er sie aus Provokationsgründen bewußt einsetzt, macht das alles auch nicht besser. Daher habe ich in meinem aktuellen Kommentar (Letzte Meldung auf FOREVER vom 23.6.) auch darauf abgehoben, daß in der ganzen Auseinandersetzung die - wissenschaftlich unentscheidbare! - Frage der Wünschbarkeit von Langlebigkeit in eine der empirisch-praktischen Machbarkeit übersetzt wird. Man braucht kein Experte zu sein, um zu wissen, daß eine solche Konstellation den Konflikt immer nur weiter verschärfen und irrationalisieren wird, weil in Begriffen/Theorien der Biologie und Alternsforschung in Wirklichkeit solche der Ethik, Ökonomie und Psychologie usw. verhandelt werden.

Die biogerontologische Alternsforschung hat nun mal die wissenschaftliche Definitionshoheit für alle Probleme und Forschungsfragen rund um den biologischen Alterungsprozeß und das hat auch entscheidende Konsequenzen für die finanzielle Förderung. Die Idee, sich da als bioingenieurshafter 'Quereinsteiger' profilieren zu wollen, wird daher immer massiven Widerspruch provozieren. In den SENS-Challenge-Papieren wird dementsprechend auch der Vorwurf erhoben, alles was an de Greys Ansichten legitime Wissenschaft sei, stamme nicht von ihm und sei gewissermassen nur ausgeborgt, während das, was von ihm stamme, wertlos und unwissenschaftlich sei. Daher erstaunt es auch massiv, daß de Grey zumindest in der öffentlichen Debatte völlig allein dasteht. Sollte er bekanntere Unterstützer haben, kann ich ihnen nur raten, daß sie sich auch stärker bemerkbar machen sollten, denn was hinter den Kulissen vor sich geht, zählt in der öffentlichen Wahrnehmung nicht. (Das ist auch ein Vorschlag in Richtung eines besseren Informationsmanagements auf Imminst im Sinne einer einfachen zusammenfassenden journalistischen Berichterstattung, denn ich finde eigentlich nicht, daß es ausgerechnet meine Aufgabe sein sollte, regelmässig über de Greys Entwicklung zu berichten (zumindest für eine deutsche Leserschaft). Das müssten Mitglieder wie du, Prometheus oder andere umfassender, im Detail genauer und wissenschaftlich kompetenter können, wenn euch auch vielleicht ein wenig die Distanz fehlt, und ich würde bei meinen gelegentlichen Kommentaren gerne auf so etwas zurückgreifen oder darauf verweisen.)

'Ingenieure' - ein Wort, bei dem sich nicht nur mir im Zusammenhang mit grundlegend medizinischen(!) Problemen alle Nackenhaare sträuben - kommen jedenfalls normalerweise dann zum Einsatz, wenn die wissenschaftliche Grundlagenforschung alle grundlegenden Probleme eines Gebietes erklären kann. De Grey behauptet nur, daß dies der Fall sei, bekommt aber keinerlei wissenschaftsimmanente Unterstützung für diese Position bzw. genau darum geht der Streit. (Sind die sieben benannten Faktoren wirklich ausreichend, sind sie in sich hinreichend verstanden, sind sie präzise definiert oder überallgemein, sind sie trennscharf ??? usw.) Die Haltung, man könne dies alles ignorieren, um eine Summe von sage und schreibe einer Milliarde Dollar zu erhalten, die ihrerseits nur einer merkwürdigen Form von Wissenschaftsmarketing dient (denn die Mausforschung soll ja nur die 'eigentliche' Forschung beim Menschen initieren), muß für jeden, der SOWIESO gegen die ganze Idee von Langlebigkeit ist, völlig absurd klingen. Die Gehässigkeit in der ganzen Auseinandersetzung, die nicht erst mit dem SENS-Challenge begann, spricht dabei eine deutliche Sprache, das hat nichts mehr mit 'Pessimismus' oder 'Optimismus' zu tun.

Andersrum: Man bekommt Geld mit wissenschaftlicher Anerkennung, die man mit Ergebnissen bekommt. Diesen Zirkel habe ich schon vor längerem einmal aufgespiesst, aber da seid ihr als Newcomer in der Alternsforschungsszene natürlich erst mal in der schwächeren Position. (Und Ergebnisse haben etwas mit Arbeit und vor allem mit Kreativität zu tun.)

Eine ziemlich einfache 'Alternative', um zumindest die wissenschaftlich-akademisch geforderte Glaubwürdigkeit zu steigern, wäre es z.B., sich von allen unwissenschaftlichen Haltungen und Positionen, wie sie hier auf Imminst oder auch von mir vorgetragen werden, radikal zu distanzieren und fernzuhalten, wenn man tatsächlich wissenschaftsimmanent 'nur' nach einer technischen Lösung für das Alterungsproblem sucht. (So wie sich eben die allermeisten Studenten und Absolventen der entsprechenden Richtungen von solchen Websites fernhalten.) Meiner Ansicht nach wird euch das psychologisch aber nur schwer gelingen, weil letztlich bei all euren Bekenntnissen zur Wissenschaft die Idee der Lebensverlängerung kein normales forschungspraktisches Rätsel ist wie irgendein anderes auch, sondern in sich quasi-religiöse Momente besitzt, die zentral in die individuelle Motivation miteingehen. Eben: mit der Alternsüberwindung wird indirekt - und oft auch explizit, siehe Süddeutsche - immer auch die Todesüberwindung thematisiert und damit sämtliche Probleme, Traditionen und weltanschaulichen Fragen, die das Phänomen Religion hervorgebracht haben!

Und nicht nur das Altern, der TOD hat multifaktorielle Gründe, und all die von de Grey geforderte Begeisterung für Projekte der Alternsüberwindung macht keinen rechten Sinn, wenn man sie in sich gleich wieder begrenzen und auf bloß eine und zudem individuell ferne Todesursache begrenzen und daraufhin kanalisieren will. Die 'Todestrance' (de Grey) ausgerechnet als forschungspraktisches Rätsel in der Alternsforschung oder Biotechnologie auflösen zu wollen, halte ich daher völlig von hinten her aufgezäumt, und - ehrlich gesagt - auch für etwas kleinkariert. Die Probleme der Überwindung des Alterns sind deshalb auch nicht 'knifflig' - wenn man sämtliche damit einhergehenden Widerstände und Folgen für das gesamte Selbstverständnis der Menschen und ihrer Gesellschaften dermassen banalisiert, braucht man sich über die Wiederkehr des Verdrängten nicht zu wundern. Es setzt z.B. auch voraus, daß den Menschen die heute durchschnittliche Lebenserwartung von gerade mal 75 bis 80 Jahren, die selbst schon mehrere Jahrzehnte Spielraum nach oben OHNE grundlegende Durchbrüche in der Alternsforschung enthält, in irgendeiner Weise garantiert sei. Dies ist aber keineswegs der Fall, und solange der ganz überwiegende Teil der Menschheit nicht einmal den kleinen Lebensgewinn anstrebt bzw. aus vielfältigsten nicht-medizinischen Gründen nicht erreichen kann, wie sollte er dann den großen begehren!?

#9 Matthias

  • Topic Starter
  • Guest
  • 851 posts
  • 289
  • Location:.

Posted 29 June 2006 - 02:18 AM

Interessieren sich Warren Buffett oder Bill Gates fuer die koerperliche Unsterblichkeit?

Ich versteh nicht, warum das für dich hier besonders mitteilenswert ist, Matthias, denn zum einen ist die Tatsache, daß er einen Großteil seines Vermögens an eine herkömmliche Stiftung verschenkt, doch schon eine hinreichende Antwort auf Karl's völlig berechtigte Nachfrage!? Wäre er am Langlebigkeitsthema interessiert, hätte er sein Geld schließlich längst gezielt spenden oder investieren können.

Das war einfach spontan: Nachdem ich diese Nachricht gesehen hatte, habe ich mich eben sofort folgendes gefragt: Hat dieser Mensch überhaupt schon etwas von der Idee mitbekommen, daß die Sterberei evtl. gar nicht nötig ist? Hat er solche Ideen also irgendwann einmal bewußt als Spinnerei abgetan oder sind sie niemals zu ihm vorgedrungen? In letzterem Falle ist die Bewegung einfach mit der Informationspolitik zu langsam und zu schlecht.
(Für schnelleres Wachstum habe ich eben immer noch ein gezieltes Headhunting im Hinterkopf, also ein System mit verteilter Datenerfassung, Profilanalyse, Textbausteinen, Spindoktoren, etc.. Aber so etwas bleibt ja doch wieder nur an 2½ Leuten hängen und ist einfach nicht realisierbar)
Nachdem ich den Artikel hier reingestellt hatte, habe ich gesehen, daß die Amis das Thema schon ein paar Stunden früher aufgegriffen hatten: Link.

#10 John Schloendorn

  • Guest, Advisor, Guardian
  • 2,542 posts
  • 157
  • Location:Mountain View, CA

Posted 29 June 2006 - 02:33 AM

Die Mprize Mitglieder haben ein Ziel, das Altern zu heilen. Ich weiss nicht ob Du dieses Ziel auch hast -- wenn ja, möchte ich ein letztes Mal darauf hinweisen, dass Rumquängeln keine Lösung ist. Ich verbringe meine gesamte Wachzeit im Labor, um den von Dir beschriebenen "Zirkel" aufzulösen und in einen "virtuous cycle" zu verwandeln. Wenn Du glaubst, dass ich irgendetwas besser machen kann als ich es mache, um dieses Ziel zu erreichen, dann mach mir bitte konkret klar, was das wäre.

#11 karl_bednarik

  • Guest
  • 436 posts
  • 105
  • Location:Wien, Oesterreich (Vienna, Austria)

Posted 29 June 2006 - 05:25 AM

Noch eine Frage:

Arbeiten Aubrey de Grey und Larry Ellison auf irgend eine Weise zusammen?

#12 Lothar

  • Guest
  • 221 posts
  • 23
  • Location:Berlin/Germany

Posted 29 June 2006 - 10:57 AM

@ John:
Ich will nicht primär 'das Altern heilen' sondern physisch unsterblich werden, das ist ein wesentlich ambitionierteres Ziel, weil es nicht nur die multifaktorielle Natur des Alterns sondern die multifaktorielle Natur des Todes addressiert und grundlegend über altersbedingte Krankheiten und bloß medizinische Fragen hinausgeht. ('Altern' selbst ist keine Krankheit, die man 'heilen' kann, das führt nur zu einer Begriffsverwirrung und unnötigen Konfliktkonstellation mit herrschenden medizinischen und biogerontologischen Definitionen, die sich gerade um eine sinnvolle wechselseitige Abgrenzung der Phänomene von Krankheit und Altern bemühen. Davon profitiert auch de Greys Ansatz.)

Du kannst den angesprochenen Zirkel nicht im Labor auflösen, weil die Wünschbarkeit der Langlebigkeit nicht von der Machbarkeit abhängt, da es sich dabei um etwas übergeordnetes und vorgelagertes handelt. Dein Wunsch nach Langlebigkeit wie der aller anderen Unsterblichkeitssucher auf Imminst ist ja selbst nicht von der Machbarkeit verursacht, denn es IST jetzt noch nicht machbar und ob es je mit der von de Grey vorgeschlagenen Strategie machbar sein wird, bleibt solange grundlegend zweifelhaft, wie es noch nicht praktisch demonstriert wurde. (Daher sind seine verschiedenen Behauptungen über Zeitrahmen, Erfolgswahrscheinlichkeiten, veranschlagte Summen u.ä. tatsächlich genauso unwissenschaftlich wie die von irgendwelchen Esoterikern über den Erfolg ihrer Methoden, nur mit dem Unterschied, daß ER bestimmten naturwissenschaftlichen Methodologien genügen WILL.) Irgendwelche kleinen vermeintlichen Teilerfolge in irgendwelchen Laboren werden deshalb auch die Menschen nicht sonderlich beeindrucken, wie die Annahme, eine etwas langlebigere Maus würde den 'Krieg gegen das Altern' - schon diese Terminologie ist absurd und spricht psychologisch Bände! - losbrechen lassen, völlig unbegründet ist. In Fachmagazinen wie 'Gerontology' liest man schließlich seit Jahrzehnten vom 'permanenten Fortschritt' der experimentellen Biogerontologie, ohne daß es die Massen begeistert. Solange der allgemeine Wunsch nach Langlebigkeit sich nicht erhöht, werden daher auch keine vermehrten Gelder fliessen, und die setzt du ja mit eigener Aussage als Vorbedingung voraus. Dieser Wunsch hat aber etwas mit den allgemeinen Lebensbedingungen, den subjektiven Chancen und kollektiven Perspektiven der Menschen (Menschen, nicht Mäusen!) usw., zu tun und nicht mit Zellen, Genen oder Telomeren. (Schon über die permanente Reduktion des Menschen auf seine analytischen Bestandteile und die damit einhergehenden medizinischen und therapeutischen Fiktionen könnte man lange Vorträge halten, denn sie erreichen noch nicht einmal das Reflexionsniveau systemischer Biologie, von übergeordneten Faktoren ganz zu schweigen. Als ob die herkömmliche Medizin mit diesem Menschen- und Behandlungsbild nicht längst an grundlegende Grenzen gestossen wäre.)

Ich habe in meinem Beitrag nur eine Handvoll der schon wissenschaftsimmanenten grundlegendenen Einwände gegen SENS und de Grey aufgegriffen, die ich fast ausschliesslich in der wissenschaftlichen Diskussion vorfinde. Wenn du das gegenüber jemandem, der immerhin dein grundlegendes Ziel der extremen Langlebigkeit teilt, inhaltlich nicht besser verteidigen kannst, als mit der teils überheblichen, teils beleidigten Vokabel 'Quängelei', wie willst du denn da gegenüber der ganz überwiegenden Mehrheit von atheistischen Todesanhängern, traditionell Religiösen oder gleichgültig Indifferenten bestehen, die ungleich schärfer und abweisender reagiert!? Es war schon immer eine beliebte Strategie, Kritik mit dem Hinweis auf das eigene Engagement zurückzuweisen, als ob es nicht auf die tiefere Wahrheit des eigenen Handelns ankäme anstatt auf die Tatsache blosser Aktivität an sich. Würdest du doch tatsächlich deine ganze Zeit im Labor zubringen bzw. den Anteil deiner Imminst-Aktivitäten vielleicht besser für normale Freizeitaktivitäten aufwenden, denn die illussionäre Unterstützung, die du dir von den höchstens ein paar Dutzend unkritischen Enthusiasten im Hauptforum regelmässig abholst (von denen wahrscheinlich keine fünf deine wissenschaftliche Qualifikation besitzen), entfernt dich nur immer weiter vom 'Rest' der Menschheit.

War das konkret genug?

@ Karl:
So weit ich weiß, nein, aber ich glaube, er wird hinter einer größeren anonymen Spende an das Maus-Preis-Institut letztes Jahr vermutet. Jedenfalls schrieb Imminst-Mitglied Reason auf 'Fight Aging' noch vor knapp einem Jahr: 'The most obvious billionaires with research institutes are John Sperling and Larry Ellison - but both are funding more conservative work than Aubrey de Grey is recommending.' John (Schloendorn) wird es genauer wissen, ob hinter de Greys Spekulation, jetzt substantiell mehr steckt, oder ob es wieder nur Rhetorik war.

@ Matthias:
Superreiche, die Unsterblichkeitsprojekte finanzieren, gibt es schon immer, sowohl real wie in der Literatur. Die Pleite, die Martin vor zwei Jahren bei dem Versuch erntete, John Sperling auch nur für ein Interview für Imminst zu bewegen, ist noch bekannt. Ich erinnere mich z.B. auch an so einen texanischen Ölmilliardär schon in den 80ern, der wahrscheinlich Vorbild für den grottenschlechten aber bezeichnenden Roman 'Die Unsterblichen' von Harold Robbins war (nicht zu verwechseln mit TOM Robbins amüsanter Unsterblichkeitsgeschichte 'PanAroma' ('Jitterbug Perfume')!), aber das Konzept findet sich auch schon in Aldous Huxleys Erzählung 'Nach vielen Sommern' vom Ende der 40er Jahre. Oder man denke gar an die Verschwörung von unsterblichen Reichen in einem Roman von Frederic Pohl vom Ende der 50er, die ausbeuterische Unsterblichkeitselite in John Bormans Film 'Zardoz' mit Sean Connery in der Hauptrolle, den fatalen ökonomisch-politischen Aspekt von H.G.Wells Klassiker 'Wenn der Schläfer erwacht', der Woody Allens Satire auf die Kryonik 'Der Schläfer' zu Grunde liegt usw.

Die von Reason geäußerte Idee (im direkten Anschluß an das obige Zitat), es bräuchte nur mehr 'Publizität', damit mehr Superreiche auf die Idee der Langlebigkeit aufmerksam würden, die auch deinem letzten Posting zugrunde liegt, erscheint mir daher ziemlich naiv. Diese Idee ist in der ein oder anderen Form so alt wie die Menschheit selbst, in ihren modernen Gestalten seit einem halben Jahrhundert via Massenmedien, Büchern, Romanen... virulent und muß nicht 'bekannter' werden sondern geistig wie menschlich überzeugender. (Wer da als Superreicher, d.h. Superprivilegierter, auch in Sachen Information, auch noch eine Extraeinladung braucht, dem ist meiner Meinung nach sowieso nicht zu helfen.) Stattdessen interessiert es hier in der Regel natürlich niemanden, inwiefern die fortgesetzte Spekulation auf das Engagement von Multimillionären das 'Langlebigkeitsmem' grundlegend beschädigt, weil alle möglichen Fragen von sozialer Gerechtigkeit, ungleichen Lebenschancen, ethisch-moralischen Problemen etc. damit negativ verknüpft sind. Was sind aber ein paar Millionen Dollar mehr gegen den verstärkten Widerstand von Massen, politischen oder institutionellen Entscheidungsträgern, Meinungsmultiplikatoren und den verschiedensten Schichten potentieller Verbündeter!?

PS: Ich glaube, in der neuen ZEIT von heute gibt es einen Artikel über die zwiespältige politische Macht der Bill Gates-Stiftung, der ja auch Warren Buffet den allergrößten Teil seines Geldes übertragen will. Ich hab's aber noch nicht gelesen.

#13 Matthias

  • Topic Starter
  • Guest
  • 851 posts
  • 289
  • Location:.

Posted 29 June 2006 - 11:40 AM

Also ich bin froh über Johns praktische Forschungen. Und statt demotivierender Worte kannst Du bestimmt eher ein paar Erd-Proben z.B. von uns aus Berlin, Wien und Hamburg gebrauchen.

#14 Lothar

  • Guest
  • 221 posts
  • 23
  • Location:Berlin/Germany

Posted 29 June 2006 - 12:20 PM

Man kann sich mit Erdproben aus Berlin, Hamburg oder Wien auch komplett lächerlich machen, Matthias. Immerhin bin ich wahrscheinlich der einzigste in ganz Deutschland, der ein paar hundert Menschen außerhalb der Szene auf Johns Projekt aufmerksam gemacht hat, wobei ich den medial angreifbarsten Aspekt zu seinen Gunsten sogar noch weglassen habe.
'Motivation' hat doch nichts mit Kindergartenpsychologie zu tun, und als ob es ausgerechnet im Kontext von naturwissenschaftlicher Forschung primär auf einen psychologischen Faktor ankäme. Dieses fatale Menscheln, wo es nicht hingehört, prägt das gesamte Hauptforum und stellt die normalen Verhältnisse auf den Kopf, weil sich in die sachlichen Debatten die menschlich-psychologischen und an sich völlig legitimen Bedürfnisse hinterrücks und unbegriffen hineinschleichen und jegliche Objektivität vergiften. Virtuelle Gruppendynamik statt argumentativer Ausgewogenheit, wobei diese permanente Vermischung der Ebenen übrigens sehr viel mehr Menschen abstößt als anzieht. Die Biogerontologie ist schließlich keine Selbsterfahrungsgruppe, und wenn du John menschlich unterstützen willst, dann lernt euch vielleicht mal persönlich kennen, geht mal einen Kaffee oder ein Bier trinken und schaut, was ihr sonst noch so für gemeinsame Interessen habt.

#15 Matthias

  • Topic Starter
  • Guest
  • 851 posts
  • 289
  • Location:.

Posted 29 June 2006 - 01:56 PM

Ich soll plötzlich Kaffee trinken? oder Bier trinken? Ich will einfach eine Erd-Probe schicken, um das Projekt zu unterstützen, und finde da nichts lächerlich daran. Warum auf einmal alle so gereizt sind und ihren Frust beim Warren-Buffett-Topic abkristallisieren, ist mir sowieso ein Rätsel.

#16 karl_bednarik

  • Guest
  • 436 posts
  • 105
  • Location:Wien, Oesterreich (Vienna, Austria)

Posted 29 June 2006 - 03:07 PM

Hallo an alle,

Vorbemerkungen:

Ich bin lieber konstruktiv als destruktiv.
Ich waere gerne unsterblich.
Ich vermute, dass das prinzipiell realisierbar ist.

Bedenken zu den Erdproben (leider mit einigen Wiederholungen):

Die Proteasen der meisten Bodenbakterien koennen Alzheimer-Plaques aufloesen.
Die Proteasen der meisten Bodenbakterien koennen auch Gehirnproteine aufloesen.
Selbst wenn das nicht der Fall ist, werden die meisten bakteriellen Proteasen im Gehirn sehr gefaehrliche Abwehrreaktionen ausloesen, auch wenn sie sehr rein sind (z. B. ohne LPS).
Vermutlich waeren humanisierte Antikoerper gegen die Alzheimer-Plaques spezifischer, wirksamer und unschaedlicher (dazu gibt es bereits Versuche).

Die reichen Versuchskaninchen sind sehr nuetzlich:

Die ersten Heissluftballons, die ersten Autos, die ersten Flugreisen, die ersten Computer, und auch die ersten Weltraumreisen, das alles wurde von den risikofreudigen Superreichen fuer die risikofreudigen Superreichen entwickelt.
Abgesehen von den Weltraumreisen ist das alles nach einiger Zeit fuer den Durchschnittsverdiener in den Industrienationen bezahlbar geworden.
Warum sollte es bei der Unsterblichkeit anders sein?
Deshalb habe ich Larry Ellison (Unsterblichkeit) und James Von Ehr (Nanotechnologie) erwaehnt, denn beide haben ausreichend Geld, Ideen und Motivation.

Mit freundlichen Gruessen,
Karl Bednarik.

#17 Lothar

  • Guest
  • 221 posts
  • 23
  • Location:Berlin/Germany

Posted 29 June 2006 - 04:16 PM

@ Matthias:
Das Projekt ist schon ein halbes Jahr alt, und wenn du ihm Bodenproben schicken willst, hättest du das längst tun können. Was ich davon halte, was daran sinnvoll erscheint oder andererseits lächerlich wirken könnte, habe ich schon vor längerem kurz kommentiert. Du kannst ja darauf näher eingehen, wenn du eine auf die Sache bezogene und inhaltlich begründete Meinung dazu äußern willst. Ich reagiere aber natürlich gereizt, wenn du das im Kontext einer auch persönlichen Auseinandersetzung unter dem Stichwort 'Motivation/Demotivierung' hier gegen mich ins Spiel bringst.

Es kristallisiert sich deshalb hier bei diesem Topic heraus, weil schon die Ausgangsnachricht absolut nichts mit dem Langlebigkeitsthema zu tun hatte sondern eine reine Projektionsfläche darstellte und Johns erster Kommentar 'total geil' völlig daneben war und die ganze crux der von de Grey, ihm und dem Hauptstrom der Imminst-Mitglieder vertretenen Förderstrategie symbolisiert. Da das ganze Maus-Preis-Projekt als aktueller und längerfristiger Hauptfocus der SENS-Arbeit im Kern letztlich sowohl ein wissenschaftliches wie ein marketingtechnisches(!) Instrument darstellt, fragt man sich sowieso regelmäßig, ob das nicht alles ein einziger völliger - eben unwissenschaftlicher - Quatsch ist, dem man weder seine Zeit noch seine Sympathie opfern sollte. Je naiver, fragwürdiger oder unkritischer eure Postings dazu sind, desto 'demotivierender' der Effekt nicht nur auf mich sondern auch auf viele andere potentielle Unterstützer.

@ Karl:
Du hast dieses Argument unzählige Male auf 1000fragen.de benutzt, aber es wird durch Wiederholung nicht richtiger. Sollte es je einen technisch machbaren Einstieg in echte 'escape velocity' geben, der privilegierten Minderheiten vorbehalten bleibt, also einen sozial begrenzten Zugang zur Chance auf physische Unsterblichkeit, würde das die dramatischsten gesellschaftlichen Auswirkungen entfalten, die man sich nur vorstellen kann und die mit deinen übrigen - und dort völlig richtigen Beispielen - keinesfalls vergleichbar sind!! Es ist nicht nur ein qualitativer sondern sogar ein existentieller Unterschied, ob 'nach einiger Zeit' (nach deinem Tod oder wie!?) Autos, Computer oder Weltraumreisen oder DAS LEBEN SELBST für alle verfügbar wird! Daher ist es bei der Unsterblichkeit tatsächlich anders...

.....Mensch, Leute, ALLES ist anders, DIE UNSTERBLICHKEIT!! Hallo, wir sind hier nicht auf dem Kindergeburtstag oder beim Kaffeekränzchen oder bei den Erstsemestern (des Lebens).....

('Hey, Lothar, was ist denn los, sei doch nicht so gereizt!?' 'Ach, ist doch wahr. Mich erinnern solche Debatten immer an diesen alten Science Fiction-Film: Das Raumschiff der Außerirdischen ist gelandet. Der Professor, seine Sekretärin und ein Polizist liegen versteckt hinter einer kleinen Anhöhe und beobachten das unbekannte Flugobjekt. Schließlich spricht der Professor die bedeutungsvollen Worte, mit salbungsvollem, pathetischem Ton: 'Ein Raumschiff von einem anderen Planeten!!' worin das ganze Bewußtsein um den menschheitsgeschichtlichen Einschnitt des Ereignisses mitschwingt, dessen erste Zeugen sie sein dürfen. Und was macht der Polizist: Steht auf und dreht sich hastig um mit den nüchternen wie ängstlichen Worten: 'Ich werde sofort meine Dienststelle benachrichtigen!' woraufhin sich natürlich auch in der Folge das übliche uninspirierte und 'fremdenfeindliche' Geballere entwickelt, weil sich Missverständnis auf Missverständnis türmt...' 'Ach komm, geh mal was essen und schalte diese Kiste hier ab!' 'Hmmm, grummel, grummel, na gut... ...seufz...')

#18 John Schloendorn

  • Guest, Advisor, Guardian
  • 2,542 posts
  • 157
  • Location:Mountain View, CA

Posted 29 June 2006 - 07:54 PM

Lothar,

Du kannst den angesprochenen Zirkel nicht im Labor auflösen

Werden sehen ;-)

War das konkret genug?

Deine Kritik war noch immer ausschliesslich negativ. Solange ich keine bessere Alternative sehe mache ich weiter mit dem was ich mache. Einfach aufhoeren waere mindestens ebenso unproduktiv wie das was ich mache.


Karl,

Arbeiten Aubrey de Grey und Larry Ellison auf irgend eine Weise zusammen?

http://www.sens.org/sens2/sponsors.htm

Bedenken zu den Erdproben

Alzheimer plaques sind in der tat das schwierigste Ziel von Lyso-SENS, wegen der Spezifitaet. Allerdings sollte man erwaehen dass im menschlichen Koerper, inclusive Gehirn staendig massenhaft Proteasen aktiv sind, und das schadet uns ueberhaupt nichts, weil sie eben spezifisch sind. (Sie machen Dinge, wie signaluebertragung, postranslationale modifikationen, Blutgerinnung, usw.) In Bakterien gibt es das auch, allerdings ist nicht bekannt wie gross die Chance ist eine zu finden, die voellig "zufaellig" abeta-spezifisch ist. Es kann sein dass man dafuer millionen Gene untersuchen muss (machbar), oder trilliarden gene (nicht machbar). Es gibt nur eine Moeglichkeit das rauzufinden.

Es ist moeglich dass die Immuntherapien schneller zum Ziel fuehren werden, und wenn sie das tun bin ich sehr froh um weniger Arbeit. Haben sie aber noch nicht.

Abwehrreaktionen: Bei der Enzymersaztherapie für angeborene Lysosomenspeicherkrankheiten wird oft ebenfalls ein enzym injiziert, dass dem Immunsystem des Patienten voellig fremd ist (weil es diesen Patienten ja fehlt). Einige antikoerper werden zwar gemacht, aber die Therapie klappt trotzdem relativ gut. Das gibt uns genug Hoffnung dass LysoSENS funktionieren koennte, um es zu versuchen.

#19 karl_bednarik

  • Guest
  • 436 posts
  • 105
  • Location:Wien, Oesterreich (Vienna, Austria)

Posted 30 June 2006 - 05:09 AM

Hallo Lothar,

Zitat:

Sollte es je einen technisch machbaren Einstieg in echte 'escape velocity' geben, der privilegierten Minderheiten vorbehalten bleibt, also einen sozial begrenzten Zugang zur Chance auf physische Unsterblichkeit, würde das die dramatischsten gesellschaftlichen Auswirkungen entfalten, die man sich nur vorstellen kann und die mit deinen übrigen - und dort völlig richtigen Beispielen - keinesfalls vergleichbar sind.

Zitat Ende.

Ja, das ist mir schon klar.

Das "Volk", das bisher die Standpunkte "das geht nicht", "das brauchen wir nicht", "das darf man nicht" vertreten hat, wird dann ploetzlich vehement sein Recht auf Unsterblichkeit einfordern.

Diese Form der Basisdemokratie ist auch deshalb sehr nuetzlich, weil die Massenproduktion aller Produkte deren Preis deutlich verringert.

Das verringert aber keineswegs die bahnbrechende Vorreiterrolle der Superreichen bei der Entwicklung neuer Technologien.

Auch heute gibt es in Mitteleuropa Menschen, die unter der Armutsgrenze leben. Ausserdem existieren dann auch noch die Entwicklungslaender.

Deshalb gibt es heute noch kein globales Recht auf sauberes Trinkwassser oder gar auf ausreichende medizinische Versorgung.

Damit der Reichtum von den Reichen zu den Armen fliessen kann, muessen zuerst die Reichen den (im Prinzip geistigen) Reichtum durch ihre Arbeit erzeugen.

Mit freundlichen Gruessen,
Karl Bednarik.

P. S.:
Ohne Science-Fiction-(Schund)-Literatur waere ich nie Chemotechniker geworden.
Ohne Spektrum der Wissenschaft waere ich nie zu den 1000fragen gekommen.
Ohne 1000fragen waere ich nie zum ImmInst gekommen.
Ohne Spektrum der Wissenschaft waere ich nie zu Eric Drexler gekommen.
Ohne Eric Drexler waere ich nie zum Transhumanismus gekommen.

Schliesslich interessiere ich mich schon seit
1957 fuer die Unsterblichkeit (der SF-Roman "Das Geheimnis der Copaner"),
1964 fuer den Transhumanismus (der damals aber von mir anders genannt wurde, eine Synthese aus SF und Wissenschaft), und seit
1969 fuer die Nanotechnologie (damals autoreproduzierende Mikroroboter, der SF-Roman "Autofac").

#20 karl_bednarik

  • Guest
  • 436 posts
  • 105
  • Location:Wien, Oesterreich (Vienna, Austria)

Posted 30 June 2006 - 09:02 AM

Hallo John Schloendorn,

werden noch weitere Erdproben aus dem Raum Wien (Oesterreich) benoetigt?

Wenn ja:

Wieviele Proben, wieviele Gramm pro Probe, welche Art der Verpackung, und welche Lieferadresse?

Kam schon jemand auf die Idee, in den tieferen, eventuell anaeroben Schichten des Bodens zu graben (es muss ja nicht gleich Botulinus sein)?

------------

Es wird relativ einfach zu testen sein, welche bakteriellen Proteasen unter biologischen Bedingungen Alzheimer-Plaques aufloesen koennen.

Das ginge auch mit dem bioscience-at-home-Projekt (ein guter Vorschlag von A941, siehe auch unter "Forschung im optischen Laufwerk").

Um zu testen, ob diese bakteriellen Proteasen die Gehirnzellen von Primaten schaedigen, benoetigt man zumindest Zellkultur-Versuche.

Um zu testen, ob diese bakteriellen Proteasen in Primaten eine Immunreaktion hervorrufen, benoetigt man dann auch Tierversuche.

So weit ich weiss, gibt es bereits eine Alzheimer-Maus.

Liege ich hier ungefaehr richtig?

Mit freundlichen Gruessen,
Karl Bednarik.

P. S.:
Wir Labortechniker werden das schaffen.
Wer sonst?

Edited by karl_bednarik, 30 June 2006 - 09:13 AM.


#21 Lothar

  • Guest
  • 221 posts
  • 23
  • Location:Berlin/Germany

Posted 30 June 2006 - 12:55 PM

@ John:
Kritik ist IMMER 'negativ', das ist ihr Wesen als Verneinung einer Aussage, aber diese Negativität entfaltet auf einer höheren Ebene dann einen konstruktiven Charakter, wenn die Ausgangsthese falsch, unzulänglich, unvollkommen o.ä. ist. Der ganze wissenschaftliche Erkenntnisprozess ist nichts anderes als die systematische Anwendung von Kritik, und du mußt nicht gleich dein ganzes Unternehmen in Frage stellen, wenn du mit Einwänden im einzelnen konfrontiert wirst sondern kannst das auch zum Anlass nehmen, deine Position zu überprüfen, zu ergänzen oder gegebenenfalls zu verbessern, und sei es nur in der Außendarstellung. Mir fällt halt zur Zeit das krasse Missverhältnis zwischen der extremen Schärfe der Kritik in den SENS-Challenge-Papieren auf, die nun wirklich desöfteren ins Destruktive oder Unfaire abgleitet, aus Gründen, die ich oben schon ausgeführt hatte - Stichwort Wünschbarkeit versus Machbarkeit - und der fehlenden systematischen Diskussion der einzelnen wie ich meine berechtigteren Punkte hier auf Imminst, während die ganzen üblichen Debatten samt vieler dritt- und viertrangiger Forentopics unaufhörlich wie bisher weitergehen. Das finde ich völlig 'strange', auch angesichts der Publizität, die das jetzt im Sommer erhalten wird, der die community doch überhaupt nichts vergleichbares entgegensetzen kann. Nach dem Motto: 'wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr'. Kritiklose Zustimmung kann auch gefährlich sein, wenn sie die eigenen Irrtümer und Fehler verstärkt.

(Die Frage der Addierbarkeit von Anti-Aging-Effekten, auf die du gerade im Hauptforum kurz eingegangen bist, wie ich eben noch gelesen habe, und die letztlich auch in die Idee von 'escape velocity' miteingeht, wird übrigens ebenfalls im SENS-Challenge unter kritischen Vorzeichen angesprochen, ich glaube, im zweiten Papier. Das ganze hat etwas mit komplexen systemischen Effekten und Wechselwirkungen, nicht-linearen Funktionen, Chaostheorie u.ä. zu tun und dürfte wahrscheinlich in der Bioinformatik bei der Modellierung biologischer Systeme eine größere Rolle spielen. Schade, daß ocrazor (Peter Passaro) schon seit längerem hier nicht mehr teilnimmt, der wäre wahrscheinlich der richtige Ansprechpartner für diese Zusammenhänge.)

PS: Willst du de Grey nicht mal bei passender Gelegenheit auf unsere Erkenntnisse hier im Überbevölkerungsthread hinweisen, denn er hat jetzt im oben verlinkten Interview mit der Süddeutschen gegen Ende wieder diese unfruchtbare und gar nicht nötige Alternative wiederholt, nach der man sich zwischen extremer Langlebigkeit und Kinderwunsch entscheiden müsse!? Dabei stellte er ganz richtig heraus, daß es zwischen einigen Kindern und gar keinem Kind psychologisch einen qualitativen Sprung gäbe, der das Problem so bedeutsam macht. Ich hab das ganze schon vor längerem mal irgendwo auf seiner Homepage gelesen, aber wieder vergessen bzw. nicht weiter verfolgt. Angesichts des stereotypen Einwands Überbevölkerung und des so weit verbreiteten und emotional tief verankerten Kinderwunsches halte ich dieses anscheinend irgendwie naheliegende Missverständnis für eine ziemlich wichtige Sache, was den allgemeinen Widerstand gegen extreme Langlebigkeit angeht, das man zudem relativ einfach neutralisieren oder zumindest entscheidend relativieren könnte. Er muß sich das Leben ja auch nicht unnötig schwermachen.

@ Karl:
Wie jetzt, ohne 'Schundliteratur' wärst du nie zum Transhumanismus gekommen?... ;-)

Dein Humor gefällt mir ja ganz gut - 'Wir Labortechniker werden es schaffen. Wer sonst?' - aber ich glaube, ein studierter Biochemiker wie John ist doch schon eine ganze Menge mehr als nur ein Labortechniker, und das wird angesichts der sachlichen Herausforderungen auch ziemlich notwendig sein.

Die gewünschten Informationen über LysoSENS findest du hier, aber vielleicht schreibt John auch noch selbst etwas dazu.

Mein Einwand hatte gerade darauf abgehoben, dass es sich bei der extremen Langlebigkeit um eine ganz spezifische - eben existentielle - Konfliktsituation handelt, die mit den anderen von dir angeführten Beispielen gerade nicht vergleichbar ist. Denk noch mal drüber nach, meine Aussage bezog sich NICHT auf irgendeinen normalen evolutionären und nur schleichenden medizinischen Fortschritt, der nur zu quantitativen und letztlich zeitlich geringen Unterschieden zwischen verschieden privilegierten sozialen Schichten führt - dann wäre dein Hinweis berechtigt - sondern auf einen qualitativen Einschnitt im Hinblick auf echte escape velocity. Schon die bloße ideelle Anmutung, daß Unsterblichkeitstherapien am Anfang einen solch exclusiven Charakter tragen könnten, dürfte sich daher als extrem große Bremse und Widerstandsquelle für ihre Verwirklichung erweisen, da viele Menschen generell den unangenehmen Zug haben, anderen etwas zu missgönnen, was sie selbst nicht erreichen können. Um wieviel stärker muß sich das hier bemerkbar machen, und jede beliebige Forumsdiskussion irgendwo im Internet zum Langlebigkeitshema belegt die Häufigkeit und individuelle Stärke dieses ganz speziellen Vorbehalts. (Würde glatt vermuten, dass du zu diesem Thema genau deswegen schon eine Art 'Textbaustein' - mindestens in deinem Oberstübchen - besitzt, weil du so oft auf 1000fragen.de damit konfrontiert wurdest!?) Eben: es geht hier um den Unterschied zwischen Leben und Tod und nicht um irgendwelche Annehmlichkeiten wie 'die ersten Heißluftballons'. Dein Beispiel mit dem verschmutzten Trinkwasser kommt dem von mir gemeinten dagegen schon wesentlich näher, aber täusch dich mal nicht darüber, was solche sozialen Unterschiede HEUTE SCHON an politischen, sozialen oder militärischen Konflikten auslösen, die Leben kosten, riesiges Leid verursachen und gewaltige materielle wie ideelle Ressourcen binden. Militärausgaben der USA im Jahre 2005 beispielsweise: in der Größenordnung von 400 Milliarden US-Dollar (=4000 SENS-Projekte).

#22 karl_bednarik

  • Guest
  • 436 posts
  • 105
  • Location:Wien, Oesterreich (Vienna, Austria)

Posted 30 June 2006 - 06:44 PM

Hallo Lothar,

Humor ist mein Lieblingsgebiet
(siehe auch unter Graf Hombug auf meiner Internetseite),

aber einige Dinge meine ich auch durchaus ernsthaft, wie zum Beispiel:

Ohne SF-Schundliteratur wäre ich nie zum Chemotechniker geworden.

Ohne SF-Schundliteratur wäre ich nie zum Transhumanismus gekommen.

Wir Labortechniker werden es schaffen. Wer sonst?

Nur dann, wenn ein studierter Biochemiker auch ein guter Labortechniker ist, kann er sein theoretisches Wissen auch in die Praxis umsetzen.

Schliesslich muss ich das nach etwa 33 Jahren in der molekularbiologischen Forschung wissen.

Grau, teurer Freund, ist alle Theorie. (Faust 1, Goethe).

------------

Deine Form der wortreichen Kritik wird vermutlich von vielen eher praxisorientierten Menschen (wie mich) missverstanden.

Wo willst Du damit hin (was ist Dein Ziel)?

Mit freundlichen Gruessen,
Karl Bednarik.

Edited by karl_bednarik, 30 June 2006 - 07:19 PM.


#23 John Schloendorn

  • Guest, Advisor, Guardian
  • 2,542 posts
  • 157
  • Location:Mountain View, CA

Posted 30 June 2006 - 07:37 PM

Yeah Karl :-) Stimme völlig zu was Labortechniker angeht! Ich krieg ungefaehr dreimalsoviel gebacken wenn mir ein einziger guter Techniker hilft. Zum glueck wird das bald permanent passieren, ich freu mich schon!

Was Deinen Entwicklungsplan angeht, der passt ziemlich genau. Ja, Miniaturisierung ist extrem wichtig. Je kleiner der Ansatz, um so higher der throughput, und um so weniger Geld geht fuer Reagenzien drauf.

Klar brauchen wir östereichischen Dreck, von dort haben wir noch kein einziges Stück! Proben aus einiger Tiefe haben wir ein paar aus Kentucky, aber östereichische Organismen haben bestimmt noch etwas an Biodiversität beizugtragen -- "the more, the merrier!"

Pro probe 50g ist mehr als genug, es kann auch gerne weniger sein. Verpackung egal, soll halt nicht raus tropfen, viele haben z.B. Gefrierbeutel benutzt und in ein normales Paket oder Umschlag gesteckt.

Addresse ist wie Lothar netterweise schon gelinkt hat hier.

#24 karl_bednarik

  • Guest
  • 436 posts
  • 105
  • Location:Wien, Oesterreich (Vienna, Austria)

Posted 01 July 2006 - 12:22 PM

Hallo Lothar,

Dir wird das ein wenig seltsam vorkommen (ist aber real):

Ohne SF-Schundliteratur wäre ich nie zum Transhumanismus gekommen.

Gegenfrage:

Auf welche Weise bist Du zum Transhumanismus gekommen?

Mit freundlichen Gruessen,
Karl Bednarik.

#25 karl_bednarik

  • Guest
  • 436 posts
  • 105
  • Location:Wien, Oesterreich (Vienna, Austria)

Posted 01 July 2006 - 12:29 PM

Hallo John Schloendorn,

Zitat:

Please send your sample(s) to:

By regular mail:

John Schloendorn
The Biodesign Institute
PO Box 875701
Tempe, AZ 85287-5701
USA

(The above address cannot receive FedEx / UPS shipments)

By FedEx / UPS:

K. Anderson / Schloendorn
The Biodesign Institute
1001 South McAllister Ave
Tempe, AZ 85287-5701
USA

(Apparently, the above address cannot receive regular mail -- sorry about the trouble)

Zitat Ende.

Welche Adresse soll ich nun verwenden?

Mit freundlichen Gruessen,
Karl Bednarik.

#26 John Schloendorn

  • Guest, Advisor, Guardian
  • 2,542 posts
  • 157
  • Location:Mountain View, CA

Posted 01 July 2006 - 09:01 PM

Welche auch immer Du moechtest. Haengt nur davon ab ob Du lieber Post (billig) oder FedEx (teuer) verwendest... Da faellt die Wahl ziemlich leicht oder :-)

#27 Lothar

  • Guest
  • 221 posts
  • 23
  • Location:Berlin/Germany

Posted 02 July 2006 - 05:47 PM

@ Karl:

Erstens gibt es nicht praktischeres als eine gute Theorie, wie ein kluger Kopf einmal festgestellt hat.

Zweitens ist empirische Forschung generell hypothesen- und theoriegeleitet, wenn sie nicht blind begrenzte materielle wie geistige Mittel in den Laborsand setzen will (den hilfreiche Spender aus der ganzen Welt via Post oder FedEx beigetragen haben).

Drittens hat gerade das ganze SENS-Projekt einen zugespitzt deduktiven Charakter, in dem de Grey als theoretischer Biologe ein Konzept vorgelegt hat, das die experimentelle Forschung nachträglich überprüfen soll. Ist es tatsächlich falsch, unvollständig, unpräzise, wie von kompetenteren Kritikern als mir mit großer Medienunterstützung aktuell behauptet wird, geht nicht nur die empirische Überprüfung genauso in die Irre wie die gesamte experimentelle Biogerontologie seit Jahrzehnten, die noch kein einzigstes Jahr Lebensgewinn beim Menschen erreicht hat (nicht zuletzt, weil sie falschen theoretischen Verallgemeinerungen - Stichwort Programmtheorie - gefolgt ist). Sämtliche damit verknüpften außerwissenschaftlichen Hoffnungen auf verstärkte öffentliche Wahrnehmung, Anerkennung, finanzielle Unterstützung etc. des Langlebigkeitsthemas brechen dann ebenfalls in sich zusammen.

Viertens sind eure (Karls und Johns) Plädoyers für die praktische Laborarbeit ja schön und gut, 'allein, mir fehlt der Glaube' (Faust 1), wenn ich das extreme Ausmaß eures mehrjährigen 'wortreichen' Internetengagements sehe, gegen das ich sonst überhaupt nichts einzuwenden habe. Was wäre daran aber besonders 'praxisorientiert' (außer im Lichte von erstens)???

Fünftens dürfte es allein im deutschsprachigen Raum mindesten mehrere Hundert professionell arbeitende experimentelle Biogerontologen geben (von der Zahl der allgemein biotechnologisch arbeitenden Forscher ganz zu schweigen), schon zwei wissenschaftliche Gesellschaften - die DGGG mit über 1000 Mitgliedern, wobei in Sektion 1 von insgesamt vier Untergruppen die naturwissenschaftlich orientierten Alternsforscher organisiert sind, und die DGfA mit ca. 120 Biogerontologen - ein Alternsforschungsinstitut der Leibniz-Gesellschaft mit über einem Dutzend vorwiegend empirisch orientierter Arbeitsgruppen, eine biogerontologische Abteilung des Max Planck Instituts für demographische Forschung in Rostock, weitere entsprechende Universitätsinstitute z.B. an der Universität Nürnberg, Jena, Freiburg u.a. sowie tiermedizinische Institute im Bereich der Alternsforschung z.B. an der Uni Frankfurt und Uni Wien oder die Mausklinik nahe München. Wenn man daher so vehement für eine experimentelle Arbeit nach naturwissenschaftlichen Standards eintritt, dann findet man dort gewiss einen angemesseneren Rahmen und qualifiziertere Ansprechpartner als auf Imminst, das ich vorwiegend als eine Plattform für den übergeordneten und allgemeinphilosophischen Austausch ansehe. Weltweit gesehen oder jenseits des engen biogerontologischen Kontext sind die Möglichkeiten natürlich noch sehr viel größer.

Sechstens ('wo willst du damit hin?') zählt für mich zum einen langfristig nur die tiefere Wahrheit der sachlichen Zusammenhänge und je langfristiger das Ziel ist, desto tiefer, umfassender, korrekter muß die Analyse des Problems bzw. die Diskussion von Einwänden sein etc. Zum anderen bin ich der grundlegenden Auffassung, daß beim Thema Tod und Sterben die kurzfristigen Bedrohungen und Todesursachen, die mittelfristigen dominieren und die mittelfristigen die langfristigen, was alle möglichen individuellen, sozialpsychologischen, medialen und sonstigen kollektiven Bedingungen der Wahrnehmung von und der Zustimmung zur Langlebigkeitsthematik zentral beeinflusst. Auf Imminst wie bei de Grey herrscht hier stattdessen eine völlig unfruchtbare weil lebensfremde Interpretation der Mortalitätsstatistiken vor, die mit einer verzerrenden Wahrnehmung der übrigen Tatsachen des menschlichen Lebens einhergeht. Daher auch das breite Themenspektrum in FOREVER, weil die engführende direkte Übersetzung von Langlebigkeitswunsch in biomedizinische Alternsforschung der Grund- und Hauptirrtum überhaupt ist, der jegliche stärkere Ausbreitung der Idee und eine größere Unterstützungschance verhindert.

Hinzu kommt, daß kleinere aber als bestätigt geltende Lebenszeitgewinne, wie sie z.B. die Anti Aging-Medizin verspricht, praktisch-psychologisch auf stärkere kollektive Resonanz und Akzeptanz stossen als größere aber umstrittene und völlig hypothetische Langlebigkeitsperspektiven. Das Alternsthema allgemein bzw. die biomedizinische Alternsforschung besitzt daher generell schon eine äußerst geringe öffentliche Aufmerksamkeits- und Unterstützungschance, egal ob konventionell oder unkonventionell à la SENS, und alle möglichen Spekulationen und Projekte, die sich z.B. um eine größere Förderchance und Publizität durch wissenschaftliche Teilerfolge im kleinen drehen, gehen daher grundlegend in die Irre. Einfachstes weil naheliegendste Indiz: Die Begeisterung für LysoSENS hat jetzt schon über ein halbes Jahr gebraucht, um auch nur einen extrem sympathisierenden Menschen wie dich zu erreichen. Denk einfach nur mal über die tieferen Gründe dafür nach und erinnere dich an den Querschnitt z.B. der Mitdiskutanten auf 1000fragen.de, die selbst schon keine repräsentative Auswahl darstellen, wie die wohl im Durchschnitt dazu eingestellt wären.

Siebtens habe ich bei jemanden wie John und den meisten übrigen unter 30-jährigen SENS-Unterstützern des Hauptforums sogar noch ein gewisses Verständnis für seine Herangehensweise. Irrt er bzw. De Grey sich in seinem Zeitrahmen sogar um 100%, wird er trotzdem noch einmal 25 bis 30 Jahre Zeit für einen neuen Anlauf haben, wo er dann ja alle möglichen Erfahrungen und Kritiken berücksichtigen kann. Bei mir würde es dann mit meinen 45 Jahren schon ziemlich knapp, aber gerade bei jemanden wie dir, der jetzt schon auf die 60 zugeht, verstehe ich die einseitige Zuspitzung auf Bio- und Nanotechnologie überhaupt nicht!? Selbst ein so vehementer, prominenter und vor allem optimistischer Verfechter dieser beiden Wissenschaftszweige wie Ray Kurzweil, der ziemlich genau dein Jahrgang sein dürfte(?), spricht von den DREI Brücken zur Unsterblichkeit bzw. zur escape velocity und beschreibt die ERSTE Brücke als ein umfassendes aber konventionelles Anti Aging-Regime, das in seinem Falle z.B. eine Unzahl von Nahrungsergänzungsmitteln usw. einschließt. (Eine umfassende Einschätzung der zentralen Veröffentlichung von Kurzweil dazu aus dem Jahre 2005 kannst du hier lesen.)

Anders gesagt: die einzigste Praxis, die bei Menschen in deinem Alter mit einer statistischen Restlebenserwartung von gerade mal ca. 15 Jahren noch begründete Aussicht auf Erfolg hätte, wäre, wenn du dir ein Buch wie 'Forever Young' (Ulrich Strunz) oder einen ähnlichen sehr handfesten Ratgeber kaufst und Zeile für Zeile 'auswendig' lernst (d.h. natürlich: dir innerlich zu Herzen nimmst und praktisch umsetzt). Ein Projekt wie SENS, das dir dagegen eine 25-jährige Perspektive anbietet mit verschiedenen Relativierungen wie begrenzten Erfolgswahrscheinlichkeiten, riskanten Anfangsschwierigkeiten oder einem anfangs privilegierten Zugang(!), das doch noch gar nicht richtig angefangen hat, dessen Verwirklichung in den Sternen steht und das vom wissenschaftlichen Mainstream massivsten Widerstand erntet, liegt gewissermassen hinter deinem ganz persönlichen 'existentiellen Ereignishorizont'. (Wie für mindestens 25 Jahrgänge der übrigen Bevölkerung auch, die über ein Drittel aller lebenden Erwachsenen und wahrscheinlich mehr als zwei Drittel aller Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien usw. darstellen.) Mit den gigantischen Umsätzen seiner Bücher - Auflage in weniger als zehn Jahren: über drei Millionen - könnte übrigens ein einziger Erfolgsautor wie Ulrich Strunz die erste Rate des SENS-Projektes fast ganz alleine zahlen! (Wenn er es denn wollte...)

Achtens gibt es keine 'Schundliteratur'. Das ist ein ideologische Kampfbegriff aus längst vergangenen Jahrzehnten bürgerlich-klerikaler Kreise, daher hatte ich es schon beim letztenmal in Anführungszeichen gesetzt und einen Ironiesmiley hinzugefügt. Meiner Meinung nach wie der ganzer akademischer Disziplinen wie der Germanistik u.a. ist es es zwar sehr wohl möglich, allgemeine Maßstäbe für bessere oder schlechtere Literatur zu formulieren, die über die subjektiv-beliebigen Geschmacksempfindungen hinausgehen, aber da du das neulich in einem Nachbarstrang bestritten hast, müssen wir diese (off topic)Debatte hier auch nicht wiederholen. Es mag psychologisch oder als Illustration eines Arguments interessant sein, von deiner persönlichen geistigen Entwicklung zu erfahren, aber an sich gehören solche Ausführungen eher in einen Bereich wie 'Introduce yourself', wenn wir den im Regionalforum auch hätten. Das Unsterblichkeitsthema nimmt aber allgemein seinen Ausgangspunkt nicht in der von Karl Bednarik gelesenen 'Schundliteratur' sondern in den ganz anders gelagerten vielfältigen Quellen, aus denen auch die Autoren deiner Jugendliteratur geschöpft haben. Viel interessanter wäre es doch, dem Transformationsprozess und seinen Bedingungen nachzuspüren, die bei diesem literarischen, geistigen und historischen Übersetzungsvorgang stattfanden, und wie sich die subjektive Erscheinungsform des Unsterblichkeitsgedankens dabei verändert und ausgeformt hat bzw. in aktuelle Aufgaben und Problemstellungen mit eingeht. Empfehle dir beispielsweise die Biographie von Perry Rhodan-Miterfinder Walter Ernsting alias Clark Darlton als Einstieg in eine solche Quellenanalyse.

Neuntens dachte ich immer, Goethe sei in erster Linie für sein poetisches Werk und nicht für seine naturwissenschaftliche Feldforschung berühmt geworden!? Bevor man übrigens so ganz unbekümmert oder ironisch ausgerechnet den 'Faust' im Langlebigkeitskontext zitiert, sollte man sich vielleicht doch erst noch einmal den Gang der Handlung, seine zentralen Motive und seine Stellung in der Literatur- und Theatergeschichte vergewissern. Der 'Faust' wird schon seit längerem auch als kritischer Kommentar zur jüngeren Entwicklung der gesamten Biotechnologie interpretiert und geht damit ebenfalls ein in die allgemeine Auseinandersetzung um dieses Wissenschaftsfeld.

Zehntens habe ich den Transhumanismus im Frühjahr 2001 durch das Engagement eines transhumanistischen Chemikers namens Sven Haferkamp in einem allgemeinphilosophischen Forum zur Frage 'Gibt es ein Leben nach dem Tode?' kennengelernt, das schon seit einigen Jahren inaktiv ist (Link findest du in meiner Linkliste, wenn's dich interessiert). Sven hatte eine menschlich angenehme und sachlich kompetente Art, die indirekt Werbung für die Sache des Transhumanismus machte, obwohl ich in vielen oder besser in einigen entscheidenden Punkten grundlegend anderer Meinung war und bin. Neben dem geradezu genialen Begriff gefällt mir vor allem die mit dem Transhumanismus verbundene Unsterblichkeitsorientierung, die viele andere - wie ich meine - Schwächen oder Defizite aufwiegt. Der große weltanschaulich-philosophische Rest erscheint mir dagegen wie das vergebliche Aufwärmen eines reduktionistischen Szientismus der 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts, der längst schon seine intellektuellen wie praktisch-politischen Widerlegungen gefunden hat. Ich persönlich habe mich daher noch nie als Transhumanist gesehen. Wenn's denn unbedingt ein Ettikett bräuchte, würde ich mich seit neuestem dagegen lieber als 'Transhedonist' bezeichnen, aber das ist jetzt auch nicht so ganz ernst gemeint und würde in der Begründung zu weit führen.

Mit SENS geht es mir übrigens im Prinzip genauso: Der Hauptpluspunkt, der viele andere Einwände dagegen aufwiegt oder zumindest stärker relativiert, besteht darin, daß es der erste Ansatz ist, der sich konsequent - und so praktisch wie lösungsorientiert - auf das verschleißtheoretische Paradigma der Alternsforschung bezieht! Damit gehen aber auf einer tieferen Ebene alle möglichen Komplexitätsprobleme und sachlichen Schwierigkeiten einher, die naive Erwartungshaltungen, wie sie so oft mit älteren programmtheoretisch orientierten Forschungsansätzen à la Todesgen, Telomere, monokausale Altersuhr u.ä. verbunden waren, gerade verbieten. Daher ist es um so enttäuschender, wenn die Diskussion um SENS im Hauptforum in dieser althergewohnten und oft unkritischen Weise geschieht und ihr das anscheinend auch noch als Zeichen von angemessenem 'positivem Denken' interpretiert.

'Du mußt verstehn!
Aus Eins mach Zehn,
Und Zwei lass gehn,
Und Drei mach gleich,
So bist du reich.
Verlier die Vier!
Aus Fünf und Sechs,
So sagt die Hex,
Mach Sieben und Acht,
So ist's vollbracht:
Und Neun ist Eins,
Und Zehn ist keins.
Das ist das Hexeneinmaleins.'

('Faust 1', In der Hexenküche.)

#28 karl_bednarik

  • Guest
  • 436 posts
  • 105
  • Location:Wien, Oesterreich (Vienna, Austria)

Posted 05 July 2006 - 09:41 AM

Hallo Lothar,

Deine Denkweise oder zumindest Deine Darstellungsweise unterscheidet sich etwas von meiner.

Das zeigt eben, dass Du im Karl-Bednarik-geistige-Aehnlichkeit-Test keine hohen Werte erzielst.

Zum besseren gegenseitigen Verstaendnis:

Es ist selbstverstaendlich logisch, dass man laenger lebt, wenn man gesuender und vorsichtiger lebt (und sparsamer).

Es besteht dadurch eher die Hoffnung, dass man durch dieses Verhalten eine wirksame Anti-Aging-Therapie noch erleben kann (und bezahlen kann).

Falls dieser zweite Schritt nicht ausreichen sollte, waere mir ein Abwarten im kuenstlichen Koma viel lieber als die Kryonik (ich bitte um Entschuldigung).

Das SENS-Projekt ist zumindest nicht mein primaeres Ziel (ich bitte um Entschuldigung), aber ich spende gerne meine Textproben und meine Erdproben.

Derzeit halte ich Therapien mit adulten, autologen Stammzellen, und die Steuerung der Telomeraseaktivitaet fuer erfolgversprechender (letztere hat bei Caenorhabditis elegans funktioniert).

Forschung bei http://www.geron.com/
Lagerung bei http://www.ticeba.com/

Obwohl ich zwischen 1970 und 2002 in der molekularbiologischen Forschung taetig war, ist mein primaeres Ziel von 1969 bis heute die molekulare Nanotechnologie.

Der Vorteil der Nanotechnologie vor der Molekularbiologie besteht darin, dass man mit ihr hochspezifisch und nebenwirkungsfrei Atome atomgenau mit Atomen chemisch verbinden kann.

Dadurch kann man sehr schnell auch biologisch voellig unmoegliche Dinge bewerkstelligen, Zellen neu zusammensetzen und kranke Zellen entfernen.

Fuer meinen Einstieg in die Nanotechnologie beschreite ich nicht den Weg ueber das Rastertunnelmikroskop aus dem Jahre 1986, sondern den Weg ueber den Feynman-Manipulator aus dem Jahre 1959 (kein Tippfehler).

http://www.zyvex.com...ch/feynman.html

Wie man sehen kann, geht es nicht in einem einzigen Schritt bist zur Unsterblichkeit, sondern in vielen kleinen Schritten:

Gesund leben, Anti-Aging-Behandlung, langes Siechtum, Verjuengungs-Behandlung, und Korrektur deren Nebenwirkungen (langes Leben kann voellig neue Erkrankungen erzeugen).

Schliesslich ist es auch im Kampfsport so (das Leben ist ein staendiger Kampf gegen den Tod):
Bezirksmeister, Staatsmeister, Weltmeister, und es dann auch bleiben.

Ich wage zu behaupten, dass auf eine funktionierende Lebensverlaengerung ein wahrer Run der vorher ignoranten Bevoelkerung einsetzen wird.

Ich vermute des Weiteren, dass dieser erste Beweis einer funktionierenden Lebensverlaengerung von Menschen erbracht werden wird, die aussergewoehnlich viel Geld, Ideen und Motivation haben, und die die ignorante Bevoelkerung vorher als reiche Spinner oder als Abenteurer bezeichnet hat.

Mit freundlichen Gruessen,
Karl Bednarik.

Edited by karl_bednarik, 05 July 2006 - 04:55 PM.


#29 Lothar

  • Guest
  • 221 posts
  • 23
  • Location:Berlin/Germany

Posted 05 July 2006 - 07:23 PM

@ Karl:

Da ich überhaupt nicht am 'Karl-Bednarik-geistige-Aehnlichkeit-Test' teilgenommen habe und auch gar nicht beabsichtige, das zu tun, sind die schlechten Testergebnisse kein Wunder. So wie es nur ein' Rudi Völler gibt, gibt's schliesslich auch nur einen Karl Bednarik.

Ich persönlich kann zwar mit Kryonik überhaupt nichts anfangen und finde auch, daß die Forschungen Richtung 'künstliches Koma', 'künstlicher Winterschlaf' o.ä. langfristig erfolgsversprechender sind, allerdings konnte ich mir schon immer vorstellen, daß auch kryobiologische Verfahren - als 'angewandte Biostase', wie sich die kürzlich neugegründete Vereinigung genannt hat - künftig einmal funktionieren werden. EINEN entscheidenden Vorteil selbst der bestehenden Kryonik gegenüber jeglicher Form von künstlichem Koma muß aber sogar ich einräumen: Wer diesen Weg der kryonischen Suspension gehen will, kann das sofort in Anspruch nehmen, das nötige Kleingeld vorausgesetzt, das künstliche Koma ist heute dagegen keine praktisch realisierbare bzw. frei wählbare Option im Langlebigkeitskontext.

Die Debatte ging auch nicht abstrakt um die allgemeinsten Erfolgsperspektiven unterschiedlicher Technologien und Lösungsansätze - irgendwie, irgendwo und vor allem irgendwann - sondern ich hatte verschiedenste als äußerst optimistisch geltende zeitliche Szenarien prominenter Forscher wie Aubrey de Grey und Ray Kurzweil angeführt, um daraus allgemeinere Prioritäten für das individuelle Handeln abzuleiten, die über die subjektive Beliebigkeit à la 'Karl-Bednarik-geistige-Aehnlichkeit-Test' hinausreichen.

'Wie man sehen kann, geht es nicht in einem einzigen Schritt bist zur Unsterblichkeit, sondern in vielen kleinen Schritten:

Gesund leben, Anti-Aging-Behandlung, langes Siechtum, Verjuengungs-Behandlung, und Korrektur deren Nebenwirkungen (langes Leben kann voellig neue Erkrankungen erzeugen). '

Dem stimme ich zu, aber Unsterblichkeit als Dauerweltmeisterschaft im Kampfsport, bei der man gewissermassen für immer Weltmeister bleibt!??? Dieser Vergleich ist schon in sich schief, denn welcher Weltmeister verlöre nicht über (meistens) kurz oder lang wieder seinen Titel, wie man gerade letztes Wochenende kollektiv begutachten konnte. Von den tieferen psychologischen Implikationen dieser Metapher schweigen wir lieber (z.B.: Unsterblichkeit als dauerhafte Konkurrenzveranstaltung??).

Der Run auf funktionierende Mittel gegen das Altern - nicht: 'Lebensverlängerung', das ist etwas übergeordnetes und allgemeineres! - wird tatsächlich in dem Maße stattfinden, wie diese Mittel effektiv, ungefährlich, (halbwegs) nebenwirkungsfrei und ökonomisch erschwinglich wären. Es wird ihn genau in dem Maße NICHT geben, wie auch andere längst erschwingliche Sachen, die heute schon nachweislich die Gesundheit fördern und das Leben verlängern, auch keine großen Renner sind. Und wenn sie anfangs eben doch nicht so effektiv, sicher, nebenwirkungsfrei und preisgünstig wären, wie schönfärberisch immer angenommen. Das ist übrigens die einzigste Variante, bei der ich mir eine - sehr langfristige und schleichende - Ausbreitung von High Tech-Therapien gegen das Altern vorstellen könnte, bei der dein Szenario politisch, ökonomisch und sozial-psychologisch stimmig ist. Davon hätten wir beide dann allerdings nichts mehr sondern allenfalls noch die jüngeren oder die nächsten Generationen etc.

Außerdem kann ich's nur noch einmal wiederholen: wir HABEN jetzt noch keine solchen Mittel sondern nur einen Haufen umstrittener und teils sich widersprechender Hypothesen, wie wir solche Mittel erlangen könnten. Wenn man den Wunsch mit der völlig fiktiven zukünftigen Machbarkeit begründen will, dreht man die gesamte Argumentationslogik auf den Kopf, weil es eben jetzt noch nicht machbar IST! Die Begründung für ein stärkeres Langlebigkeitsengagement muß daher immer von dieser aktuellen Realität und von der Ebene der individuellen wie kollektiven Motivationen, sozialen Werte, politischen Prioritäten usw. ausgehen. Nur dann hat sie überhaupt eine prinzipielle Chance mit ganz anderen Realitäten in Kontakt und geistigen Austausch treten zu können, z.B. wenn es um eine größere finanzielle Förderung der Alternsforschung geht. (Der 'Krieg gegen den Terror' beispielsweise, der mindestens die Hälfte bis zwei Drittel des oben erwähnten gigantischen US-Militärhaushalts bindet, ist eben eine politische, ökonomische und massenpsychologische Realität, keine biomedizinische oder naturwissenschaftliche. Die Amerikaner erkaufen sich vermeintlich damit auch ein lächerlich geringes Stückchen Sicherheit, Wohlstand oder Lebensperspektive, wenn man so will, 'Lebensverlängerung', aber zu was für einem Preis.)

'Ich vermute des Weiteren, dass dieser erste Beweis einer funktionierenden Lebensverlaengerung von Menschen erbracht werden wird, die aussergewoehnlich viel Geld, Ideen und Motivation haben, und die die ignorante Bevoelkerung vorher als reiche Spinner oder als Abenteurer bezeichnet hat.' 


Das ist vieldeutig, weil du da ganz verschiedene Lebenshaltungen und Lebensbedingungen zusammenbindest, die auch getrennt auftreten können. Wenn du meinst, daß der Beweis nur von Menschen erbracht werden kann, die viel Geld UND viele Ideen und Motivation haben, dann würden solche Diskussionen und Diskussionsforen meiner Meinung nach keinerlei Sinn machen, es wäre überflüssig, sich besonders für die allgemeine Ausbreitung der Langlebigkeitsidee einzusetzen und man könnte keine Argumente formulieren, die auch relevante Bevölkerungsteile anspricht, die weder ignorant noch reiche Spinner oder 'Abenteurer'(?) sind. Steht dagegen an dieser Stelle ein ODER, folgen daraus völlig andere Haltungen und Positionen, die sich nicht nur und nicht primär auf die Interessen von Superreichen beziehen.

#30 karl_bednarik

  • Guest
  • 436 posts
  • 105
  • Location:Wien, Oesterreich (Vienna, Austria)

Posted 06 July 2006 - 05:56 AM

Hallo Lothar,

die Unsterblichkeit als Dauerweltmeisterschaft im Kampfsport, bei der man gewissermassen für immer Weltmeister bleibt, ist ein mehr als nur zutreffender Vergleich fuer alles Leben ueberhaupt.

Nur durch das grosse Energie- und Entropie-Gefaelle zwischen Sonne, Erde und Weltraum kann das Leben eine Zeit lang seine innere Ordnung aufrecht erhalten.

Staendig gibt es Stoerungen durch die thermische Molekularbewegung, freie Radikale, Strahlung, definitive Angriffe von Viren, Bakterien, Fressfeinden, und Katastrophen wie zum Beispiel Unfaelle, Erdbeben, Ueberschwemmungen usw. (von Hunger, Verbrechen und Kriegen mal ganz abgesehen).

Das Leben an sich ist ein permanenter Kampf zwischen Ordnung und Entropie, den man nur mit viel Glueck fuer laengere Zeit ueberleben kann.

Auch Aubrey de Grey geht von einer Halbwertszeit fuer Unfaelle von etwa 1000 Jahren aus. Wenn man diese Halbwertszeit fuer Unfaelle erhoehen will, dann muss man seine Umgebung sicherer machen.

------------

Wuensche braucht man nicht mit der völlig fiktiven zukünftigen Machbarkeit zu begründen, denn Wuensche hat man, oder man hat sie nicht.

Man sollte hier zwischen primaeren Wuenschen, wie zum Beispiel nicht sterben zu wollen, und werbungsbedingten Wuenschen, wie zum Beispiel einen Porsche GTX SE Turbo 2020 haben zu wollen, begrifflich unterscheiden (der Porsche koennte einen verborgenen Wunsch nach Sex darstellen).

Bei praktisch allen Innovationen kam der Wunsch zeitlich vor der fiktiven zukünftigen Machbarkeit, ganz gleich, ob nun der Wunsch, keine Krankheit zu haben, zu der Entwicklung von Medikamenten gefuehrt hat, die unsere Lebenserwartung deutlich erhoeht haben, oder der Wunsch, zu fliegen, zum Flugzeug, oder den Mond zu erreichen, zum Raumschiff.

------------

Getrennt auftretende menschliche Eigenschaften kommen relativ schnell zusammen, wenn die Motivationen uebereinstimmen:
Aubrey de Grey (Ideen und Motivation) und Larry Ellison (reichlich Geld und Motivation).

Die Eigenschaften koennen aber auch in einer Person vereinigt sein:
James Von Ehr (reichlich Geld, Ideen und Motivation).

Ich habe absolut nichts gegen die Interessen von Superreichen, solange sie mit meinen Interessen uebereinstimmen.

Ich vermute sogar, dass grosse Personengruppen mit grossen Geldmitteln weniger Innovationen leisten koennen, als eine Person, die alle erforderlichen Eigenschaften auf sich vereinigt (ich bin Einzelkaempfer).

------------

Mein Grund fuer meine Teilnahme an Diskussionsforen ist nicht primaer die allgemeine Ausbreitung der Langlebigkeitsidee (denn Wuensche hat man, oder man hat sie nicht), sondern um herauszufinden, wieviele Menschen mir von vorne herein geistig aehnlich sind.

Jeder, der etwas von mir liest, nimmt automatisch am Karl-Bednarik-geistige-Aehnlichkeit-Test teil, selbst dann, wenn er/sie nicht antwortet (gesichert null).

Es geht mir also darum, herauszufinden, was real ist, ohne durch meine Beobachtung das beobachtete System zu sehr zu stoeren (ich selbst bin nur schwer zu beeinflussen).

Wenn man meine Internetseite genauer betrachtet, wird man dort keinen Versuch finden, irgend jemanden fuer die Unsterblichkeit, den Transhumanismus, oder die Nanotechnologie zu begeistern (obwohl ich schon seit rund 40 Jahren selbst diese Ziele habe).

Mit freundlichen Gruessen,
Karl Bednarik.

Edited by karl_bednarik, 06 July 2006 - 07:33 AM.





1 user(s) are reading this topic

0 members, 1 guests, 0 anonymous users