Im vorherigen Posting hab ich schon gesagt, dass eine der großen Schwierigkeiten darin besteht, Leute von der Sache zu überzeugen.
Dazu möchte ich mal etwas mehr schreiben.
Ich selbst bin wegen meines wissenschaftlichen Interesses irgendwann mal auf Kurzweilinterviews und Vorträge gestoßen.
Zunächst habe ich das alles für unrealistische Wunschträume gehalten.
Aubrey de Grey wirkte auf mich spontan wie ein Sektenführer.
Dennoch habe ich durchaus erkannt, dass die Argumente rational waren.
Ich hab weiter News zum Thema gelesen. Dann auch Biochemie und Gesundheitsthemen gelesen. Mich verstärkt in die Materie eingearbeitet.
Erst dann war ich überzeugt.
Ich bin jedoch ziemlich sicher, dass man die MAssen so nicht überzeugen kann.
Denen kann man keinen Aubrey de Grey Vortrag vorknallen.
Oder Kurzweil-Talks.
Man kann den Massen auch keine Biochemie-News um die Ohren hauen oder Studien über Manipulationen biochemischer Prozesse.
Die Massen folgen einem Herdeninstinkt.
Das wichtigste Axiom dabei: Wenn viele einer Meinung sind, dann muss ja was dran sein.
Darüber hinaus gibt es Leitfiguren, denen viele Menschen Kompetenz zusprechen.
Wenn Schumacher in der Werbung sich für irgend eine Automarke ausspricht, hätte das ganz andere Wirkung als wenn dies Angela Merkel tun würde.
Leute hören auch am liebsten auf Ihresgleichen.
Ein Heavy Metalfreak wird auf Kurzweil weniger ansprechen wie auf einen anderen Heavy-Metal Freak.
Von der Memetik wissen wir, dass man Produkte dann erfolgreich bewirbt, wenn man Ideen Gedanken, Videos oder Audios produziert, die die Leute so cool finden, dass sie sie an andere weiter schicken.
So ein Mittel nennt man Mem. Wir brauchen ein Mem, um die Massen zu erreichen.
Generell kämpfen wir gegen einen Urinstnkt der leider falsch ist.
Die Leute glauben, die Welt verändere sich nicht.
Typische Denke:
Wenn ich morgen das Haus verlasse, wird da noch das gleiche Haus wie gestern stehen. Und das Haus steht schon solange da seit ich hier wohne.
Schon solange ich lebe sind die Leute mit Autos umher gefahren.
Nutella hat es schon solange gegeben, wie ich denken kann.
Wenn ich heute in den Spiegel sehe, dann sehe ich noch so aus wie gestern. (führt instinktiv zur Bagatellisierung des Problems des Alterns und des Todes)
Ok Airbags hat es noch nicht immer gegeben, aber dadurch hat sich an meinem Leben ja nichts geändert.
USW usw.
Aus diesen Erfahrungen kommt man zu dem Fehlschluss, dass sich in der Welt nichts wesentliches ändert.
Die Ändereungen, die man erlebt werden schon nach kurzer Zeit bagatellisiert. Man nimmt es schon bald alles als unbedeutende Selbstverständlichkeit hin.
Sieht darin nichts Großes mehr.
Das ganze ist ein Beispiel von kognitiver Verzerrung.
Wegen dieser kognitiven Verzerrung ist es schwer die Leute davon zu überzeugen, dass unsere Welt in einem großen Wandel sich befindet und das wir in diesem Jahrhundert mit einigen technschen Revolutionen zu rechnen haben.
Wir werden Gegner haben. Leute, die die Welt so belassen wollen wie sie ist. Leute, die den Tod schönreden wollen.
Sie werden mit allen rhetorischen Tricks versuchen, dass die neuen Ideen sich nicht in den Köpfen anderer ausbreiten.
Die Gegner sind momentan in einer ungeheuren Mehrheit.
Und wenn Du in Diskussionen mit rationalen Argumenten kommst, dann braucht nur einer behaupten du bist ein Sektenanhänger und schon laufen die ägstlichen Schafe schnell zu ihm rüber.
Du kannst dann sagen was Du willst, in der Diskussion bist Du damit schon so gut wie tot für 80% der Menschen.
Wenn wir Leute überzeugen wollen, muss uns immer klar sein: Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben wir es mit einem Irrationalisten zu tun. Den überzeugt man als allerletztes mit logischen Argumenten und Fakten.
Ich will damit nicht sagen, dass wir mit unseriösen Mitteln versuchen müssen andere zu überreden.
Aber eins ist klar: In Werbung und Politik ist längst bekannt, dass man Rhetorik und psychologisches Verständnis braucht, um Leute zu erreichen.
Nehmen wir mal den Spruch:
Jeder sollte 1000 Jahre alt werden.
Alternativ: Jeder sollte die Wahl haben, ob er die Möglichkeiten eines tausendjährigen Lebens nutzen möchte.
Alternativ: Jeder sollte so lange und gesund leben können wie er will.
Es kommt drauf an, den richtigen Spruch zu finden, der in jede Birne geht und die richtigen Schalter auslöst.
Was wir brauchen, sind gute Rhetoriker.
Edited by atp, 13 April 2010 - 06:33 PM.