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Anfänger-fragen


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14 replies to this topic

#1 deickhoff

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Posted 23 September 2004 - 12:09 PM


Hallo alle zusammen!
Ich bin leider noch Novize in diesem Gebiet und entschuldige mich daher für ein paar Anfängerfragen bzw. Fehler die mir hier wahrscheinlich zwangsweise unterlaufen werden.
Ich bin grade 26, Student und habe zum Glück (oder hoffentlich) noch etwas Zeit bevor mich unser aller Schicksal (!?) eines Tages ereilt.
Doch bevor ich die gegenwärtigen Leser verärgere, möchte ich mich kurz vergewissern, ob es in ordnung ist in diesem Topic ein paar Anfängerfragen zu stellen... (die meisten posts welche ich gelesen habe beschäftigten sich ja mit konkreten Informationen)
wie z.B. Laufende Aktionen, getroffene Maßnahmen, Lebensphilosophie, Recherchen usw....

#2 Lothar

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Posted 23 September 2004 - 08:12 PM

Bekanntlich gibt's ja keine dummen Fragen sondern nur dumme Antworten, und außerdem betrachte ich jeden, der nicht - mindestens - 150 ist und dabei noch quietschlebendig, in gewissem Sinne auch noch als 'Anfänger'... :)

Wenn du allerdings hier im deutschsprachigen Forum etwas quergelesen hast, ist dir sicher aufgefallen, daß die Zahl der Schreibenden noch ziemlich begrenzt ist. Also nicht enttäuscht sein, falls die Antworten - vielleicht - nicht so zahlreich ausfallen.

#3 Matthias

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Posted 25 September 2004 - 09:21 PM

Wilkommen deickhoff !

>Doch bevor ich die gegenwärtigen Leser verärgere,
>möchte ich mich kurz vergewissern, ob es in ordnung
>ist in diesem Topic ein paar Anfängerfragen zu stellen

Immer 'raus mit der Sprache - jede Aktivität in diesem Forum ist ein Gewinn fürs Ganze.

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#4 deickhoff

  • Topic Starter
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Posted 27 September 2004 - 04:42 PM

Ok :) (danke!)
Da ich mich hier auf einer Seite für "infinite Lifespan" befinde, gehe ich einfach mal davon aus, das alle Anwesenden es für möglich halten unser Lebensspanne zu verlänger. Was mich jetzt interessiert ist das WIE...
Was haltet ihr "persönlich" für das wahrscheinlichste?
Meint ihr es wird in der Zukunft möglich sein eine Pille gegen Altterserscheinungen zu entwickeln?
(...so banal sich das auch anhören mag)
oder durch dirkete Eingriffe in die Genstrucktur?
Oder vielleicht technische Aspekte welche die Funktionen des Körpers ersetzen können???

Meint ihr der Staat würde so eine Entedckung öffentlich publizieren?.......

Eine andere Sache ist, das mann nicht einfach nur dasitzen und warten möchte.... (oder können wir wirklich nur auf die rechtzeitigen durchbruch der Wissenschaft hoffen???).
Was macht ihr...?

#5 Lothar

  • Guest
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  • Location:Berlin/Germany

Posted 28 September 2004 - 02:35 PM

Hallo Deickhoff,

natürlich könnte man zu deinen Fragen ganze 'Romane' schreiben, aber kurz und knapp gefasst sehe 'ich persönlich' das so:

Da der Mensch an vielfältigen anderen Todesursachen sterben kann, woran auch keine Stammzellenforschung, Gentechnologie, 'die Alterspille' usw. je etwas ändern könnte - ein Blick in die Nachrichten, die Geschichtsbücher oder die Todesstatistiken, und du kannst dir das konkreter machen - bedeutet 'physische Unsterblichkeit' (oder 'infinite lifespans') für mich zunächst etwas viel umfassenderes als die bloße Überwindung des Alterungsprozesses und hat mehr mit einer grundsätzlichen Lebensphilosophie etwa im Sinne des größtmöglichen Glücks für die größtmögliche Anzahl von Menschen zu tun. Im engeren Sinne geht es um das Verhältnis von Krankheit und Altern, wobei die Wissenschaft sich immer noch nicht völlig einig ist, inwieweit Altern ein eigenständiger und unabhängiger Prozeß ist, der allerdings mit fortschreitender Dauer die unterschiedlichsten Krankheiten begünstigt oder ob es selbst nur die ständige Akkumulation krankhafter Stoffwechselprozesse im großen wie im kleinen ausdrückt. Klar ist auf jeden Fall, daß die Menschen heute nicht am Altern sterben sondern vor allem - in unseren Breiten - an vielfältigsten Krankheiten, insbesondere Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen, die im Prinzip keine 'Alterskrankheiten' sind, sondern in jedem Alter auftreten können. Daher bliebe die - hypothetische - Überwindung des Alterungsprozesses in Hinblick auf körperliche Unsterblichkeit auch so lange völlig bedeutungslos, so lange man nicht die wichtigsten und vom Alterungsprozeß unabhängigen Krankheiten besiegt hätte. Dies ist an sich schon eine Sysiphus-Arbeit, aber die Medizinstatistiker rechnen einem sogar noch vor, daß die 'wichtigsten' Krankheiten keine festehende und einmalig auszurottende Gruppe darstellt, sondern daß unzählige andere, noch nicht erforschte und bis jetzt noch seltenere Krankheiten bereitstünden auf die vorderen Plätze vorzurücken, wenn man die heutigen Übeltäter abschaffen könnte.

Die starke Zunahme der durchschnittlichen Lebenserwartung im 20. Jahrhundert hat bei allen medizinischen Verbesserungen insbesondere auf dem Gebiet der Bekämpfung der Infektionskrankheiten dabei sowieso nur zum kleineren Teil mit dem medizinischen Fortschritt zu tun und bis jetzt überhaupt nichts mit den Erkenntnissen der Alternsforschung. Sie resultiert stattdessen vor allem aus der allgemeinen Steigerung der Lebensqualität wie besserer Ernährung, kürzerer Arbeitszeit, weniger körperlicher Arbeit, höherer Löhne, Urlaub, sozialer Absicherungen, besserer Bildung, mehr Freizeit usw., also mehr mit allgemeinen Fortschritten der Wissenschaft und Technik, der Politik und Kultur. Die 'durchschnittliche' Lebenserwartung ist als statistische Größe dabei für den einzelnen relativ bedeutungslos, denn wie alt jemand schon unter den heutigen Möglichkeiten WIRKLICH werden kann differiert je nach Lebensstil und verschiedenen sozialen Voraussetzungen enorm. Die individuelle Lebenserwartung ist die Summe all' deiner Lebensäußerungen deiner gesamten Lebenszeit, weshalb es auch keineswegs besonders früh ist, wenn du dich 'schon' mit 26 für dieses Thema interessierst, denn du legst immer heute schon den Grundstock für alle späteren Möglichkeiten.

Dabei finde ich alle psychologischen Fragen und Aspekte besonders interessant, da die psychosomatische Medizin seit Jahrzehnten den psycho-sozialen Anteil von Krankheit nachweist und die neueren Ansätze der Anti Aging-Medizin dies sogar noch auf den Alterungsprozeß ausweiten. Selbst die konventionellen und von der herrschenden Medizin und Naturwissenschaft akzeptierten Theorieansätze stellen hier immerhin Lebensgewinne in der Größenordnung von vielen Jahren bzw. einigen Jahrzehnten in Aussicht, wobei ich persönlich mit darüberhinausgehenden Richtungen alternativer Ganzheitsmedizin bis hin zu mehr oder weniger esoterischen Traditionen und Techniken sympathisiere, die noch viel weitergehende Versprechungen machen. Diese alternativen Richtungen und Traditionen werden allerdings größtenteils von der biomedizinischen Schulwissenschaft und wahrscheinlich auch den meisten hier auf imminst.org verkehrenden Teilnehmern abgelehnt oder sogar ins Lächerliche gezogen, in dem auf ihre vermeintliche Unwissenschaftlichkeit und/oder Irrationalität hingewiesen wird, was ich in vielen Einzelfällen weder kritisieren kann noch will. Da ich mich aber seit Jahrzehnten und unabhängig vom Unsterblichkeitsthema mit den Schattenseiten wiederum der naturwissenschaftlich ausgerichteten Medizin beschäftige - ich bin jetzt 44 - fände ich es gerade bei einem so außergewöhnlichen Ziel wie der körperlichen Unsterblichkeit töricht, hier vorschnelle Pauschalierungen sowohl in der ein oder anderen Richtung vorzunehmen. Die verschiedenen alternativen Richtungen besitzen tatsächlich einen hohen Anteil an widerlegbaren oder unüberprüfbaren Behauptungen bzw. irrationalen Elementen, dafür sind sie in der Regel psychologisch angemessener, stärken vor allem den Aspekt der umfassenden Krankheitsprävention und auch die Motivation, sich mit dem Unsterblichkeitsthema zu beschäftigen. Sie geben insbesondere auch allen Nicht-Medizinern/Biologen geistiges wie praktisches Rüstzeug in die Hand, selbst etwas zu tun, anstatt auf den bloßen technisch-naturwissenschaftlichen Fortschritt zu warten, wie es letztlich sowieso eine dauernde individuelle Verantwortung für den eigenen Körper gibt, die einem niemand abnehmen kann. Was nützt dir schließlich 'die Unsterblichkeitspille', wenn du bei 5 Grad Minus mit nacktem Oberkörper durch den Schnee läufst und dir den Tod holst etc.pp.!!?

Bei der Frage, ob es je eine solche Unsterblichkeitspille geben kann, zumindest wenn man sich darunter ein monokausal wirksames Medikament vorstellt oder ähnliches, bin ich aus den geschilderten Gründen der Vielfältigkeit von Krankheits- und Todesursachen äußerst skeptisch. (Daher finde ich schon allein aus diesem Grund deine Befürchtung, 'der Staat' würde irgendwelche spektakulären Ergebnisse auf diesem Gebiet zurückhalten, irrelevant, aber davon abgesehen: er finanziert ja alle möglichen Forschungsinstitutionen, insbesondere die Universitäten, und die Professoren selbst genießen Forschungs- und Publikationsfreiheit, sonst wird das eh nix.) Analoges gilt für gentechnologische Eingriffe oder andere technologische Verfahren, die nur dann sehr effektiv sein könnten - die ganzen ungelösten praktischen Probleme sowieso beiseite gelassen - wenn es einen einfachen genetischen Alterungsmechanismus im Sinne eines genetisch programmierten Alterns gäbe. Die Gene spielen zwar bei allen möglichen körperlichen Prozessen und auch beim Altern eine wichtige Rolle, aber leider spricht wenig dafür, daß es solch einen einfachen bzw. zentralen genetischen Alterungsmechanismus gibt. Wenn dich die tieferen evolutionstheoretischen Begründungen für diese Einschätzung interessieren - und wenn dein Englisch ausreichend ist - dann empfehle ich dir hier auf imminst.org, im Archiv der Member Articles, den Text von Shane Greenup 'Why do we age?' der die zugrundeliegenden natürlichen Gesetzmäßigkeiten ganz gut und knapp zusammenfasst. Auf der biomedizinisch-technischen Schiene scheinen mir im Moment und bis auf weiteres daher nur partielle Lebensgewinne etwa durch die Stammzellenforschung, immer bessere Behandlungs- und Operationstechniken etc. möglich zu sein, aber keine prinzipielle Überwindung des Alterungsprozesses. Allerdings steigert jede Erhöhung der Lebenserwartung um einige Jahre und Jahrzehnte durch welche Methoden auch immer die Chance, auch in den Genuß späterer Fortschritte zu kommen, und diese Form der 'Etappenunsterblichkeit' scheint mir noch am aussichtsreichsten (wobei ich diesen Begriff gerade eben erfunden habe und noch nicht weiß, ob er mir wirklich gefällt... :) Ich glaube, da gibt's auch schon ein besseres Wort, das mir gerade nicht präsent ist!??)

Abschließend finde ich es am interessantesten, wie die ganzen grundlegenden Vorstellungen, nach denen Menschen ihr Leben so einrichten, mit der Einschätzung über seine Länge verknüpft sind. Wenn man mal mit anderen Leuten diskutiert, die entweder traditionellen religiösen Bekenntnissen anhängen oder aus anderen Gründen gegen die Idee extremer Lebensverlängerung eingestellt sind, merkt man immer wieder, wie viele mit dem Tod regelrecht 'verheiratet' sind. Je nach Stimmung und Anlaß finde ich das dann witzig, traurig oder deprimierend oder auch einfach nur 'interessant', aber solange das so ist, wird auch die Alternsforschung kaum große Fortschritte machen können. Schließlich wird sie von einer weitgehend todesorientierten Gesellschaft bezahlt bzw. auch ideell anerkannt oder geringgeschätzt, und solchen kollektiven Einflüssen kann sich auch der individuelle Wissenschaftler in seiner Produktivität und Kreativität nur schwer entziehen, er stammt ja selbst aus ihr und lebt in ihr. Letztlich läuft es immer auf die Frage der Lebensqualität hinaus, und wer die allgemeine Chance, das Leben wesentlich zu verlängern, generell erhöhen will, muß an der immer weiteren Verbesserung sämtlicher Lebensumstände arbeiten, denn nur Menschen, die gerne leben, wollen diesen Zustand 'verlängern' (d.h. beibehalten bzw. immer weiter steigern usw.)...

Jetzt ist's doch ein kleiner Roman geworden, sorry, aber deine Fragen zielten ins Wesentliche und da fällt eine kurze Antwort wirklich schwer.

Gruß
Lothar

#6 caliban

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Posted 07 October 2004 - 08:18 PM

Wilkommen Deickhoff

Kurz und knapp gibt es unter den "Immortalisten" mindestens vier verschiedene Lager:

1) Biologisch/Technisch
Durch eine Kombination aus Ernaehrung, Radikalfaengern, Transplantation, Implantation, Stammzellen, Gentherapie, Nanotechnologie den eigenen Koerper regenierieren und verbessern.

2) Digital
Durch eine Transcription der wesentlichen Elemente eines Bewusstseins auf ein Medium das nicht biologischen Alterserscheinungen ausgesetzt ist. ("uploading")

3) Kryonik
Durch Konservieren der Bewusteinsstrukturen (etwa durch Einfrieren oder Vitrifizierung) eine Zeit abwarten bis (1) oder (2) technisch realisierbar sind.

4) Klassisch
Durch mystische Praktiken, Esoterik, Religion oder durch das Verbringen grosser Taten.


Abwarten musst Du auf keinen Fall.

Wenn Du (nach Studium der Materie) fuer eine dieser Varianten aktiv werden willst, koennen wir gerne versuchen anhand Deiner individuellen Umstaende und Faehigkeiten den besten "Job" fuer Dich zu finden.

#7 peter

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Posted 10 April 2005 - 03:43 PM

Hallo,

auch ich bin neu hier.
Es wundert mich sehr, wie wenig Menschen das Altern und die Sterblichkeit als ihr größtes Problem betrachten. Woher mag diese Todesorientierung nur kommen?
Selbst atheistisch eingestellte Menschen verteidigen bisweilen den frühen Tod.
Was für ein Weltbild haben diese Leute? Wie kann jemand das "Nichts" nur gleichgültig hinnehmen?
Vielleicht kann mir jemand von euch das aus psychologischer Sicht erklären.

MfG Peter

#8 Matthias

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Posted 11 April 2005 - 07:51 PM

Hallo Peter,

ich kann es mir auch nicht erklären. Habe letztes Jahr einige Atheisten
angesprochen; hier mal zwei typische Reaktionen, die ich bekommen habe:

--------------------
1.)
Also es ist schon Interessant zu sehen was es nicht alles für
Gruppierungen gibt. Aber ich glaube Unsterblichkeit und
ein "Allheilmittel" wäre das schlimmste was der Welt passieren kann.
Es gibt jetzt schon eine imense Überbevölkerung, irgendwann würden
alle Menschen dicht an dicht stehen und sich nicht mehr bewegen
können wenn niemand mehr stirbt.
Einzige Lösung wäre Geburtenkontrolle oder Zwangskastration, beides
ein übler Eingriff in die Menschenrechte.

2.)
Welche von den Ameisen/Menschen sollte denn sein sinnentleertes
Dasein in diesem Jammertal ewig fristen müssen?! - Doch nur die, die es bis
an ihr Ende nicht geschafft haben ihre Existenz einem Sinngebungsprozess zu
unterziehen; die werden es auch in einem 1000 Jahre währenden Leben nicht schaffen.
Einem geistreichen Menschen kann das Sterben nur noch eine letzte
interessante Erfahrung sein.
--------------------

......tja.

Edited by Matthias, 11 April 2005 - 08:12 PM.


#9 John Schloendorn

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Posted 12 April 2005 - 02:30 AM

Das beste Gegenargument was ich je bekam war: "OK, ich gebe zu, mir gehen gerade die Argumente aus, aber wenn ich das Thema so lange studiert haette wie du, dann koennte ich dich bestimmt leicht schlagen!"

#10 Lothar

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Posted 13 April 2005 - 05:00 PM

Gute Frage, Peter, aber schwer zu beantworten, weil da im Einzelfall ganz unterschiedliche Einstellungen, Motivationen und psychologische Hintergründe vorliegen, die sich nur schwer auf einen gemeinsamen Nenner bringen lassen. Trotzdem haben sich für mich im Laufe der Zeit aber immer wieder zwei Faktoren als besonders wichtig herausgestellt:

Zum einen sind bewußte Atheisten oft nur in einer Anti-Haltung gegen traditionelle Religion im allgemeinen und christliche Kirchen im besonderen gefangen und schaffen es nicht angesichts der tieferen existentiellen Ursachen von Religion unabhängige und konstruktive philosophische Positionen zu formulieren. Versteht man aber gerade die monotheistische Gottesvorstellung im Kern als traditionelles und archaisches Unsterblichkeitssymbol, dann ist es im Sinne einer einfachen Umkehrlogik völlig klar, daß jemand, der geistig fast ausschließlich vom Dagegensein lebt, bloß zu einer undifferenzierten und überhöhenden Wertschätzung des Todes gelangen kann. Dabei herrscht freilich meist eine hochgradige Ambivalenz, weshalb man die geäußerten Meinungen auch nie eins zu eins als tatsächliche Richtschnur des praktischen Handelns nehmen sollte, was aus komplizierteren psychologischen Bedingungen resultiert, die man eben nur im individuellen Einzelfall klären könnte.

Zum anderen ist die bloße Steigerung der Lebensdauer für die allermeisten Menschen tatsächlich nicht besonders attraktiv, wenn das nicht mit einer grundlegenden Veränderung und das heißt natürlich: Verbesserung! ihrer konkreten Lebensumstände einhergeht, denn wer wollte schon seine langweiligen bis leidvollen Lebensbedingungen extrem verlängern, gar bis in alle Ewigkeit!? Das ist im Kern eine psychologische, politische und soziale Frage und hat nichts mit der biomedizinischen Machbarkeit von Langlebigkeit o.ä. zu tun, weshalb man es sich als Immortalist mit dem 2. von Matthias angeführten Punkten auch nicht so einfach machen kann. Dabei ist die biomedizinische Aussicht auf Unsterblichkeit sowieso nur eine vage und umstrittene Versprechung für fernere Jahrzehnte, die die allermeisten aus den älteren Generationen prinzipiell nicht mehr erreicht, wie es 'die Unsterblichkeitspille' im Wortsinne generell nie geben kann, sondern nur im günstigsten Falle einfache und bezahlbare medizinische Therapien für jedermann, die das Altern und die altersbedingten Krankheiten abschaffen. Der Tod an sich läßt sich aber auch mit High Tech-Medizin nie überwinden, bestenfalls nur ein Komplex von ganz bestimmten Todesursachen (die im Falle des Alterns in diesem kollektiven Ausmaß historisch etwas völlig neues und dadurch noch kaum begriffenes darstellen), weil der Mensch tatsächlich von einer grundlegenden Gebrechlichkeit geprägt ist (wie es im Text eines Nachbarstranges heißt) und die Kritiker damit ein zentrales Merkmal der menschlichen Existenz auf ihrer Seite haben.

Viele andere Einwände halte ich dagegen für ziemlich schwach und weitgehend gegenstandslos bzw. betrachte sie als kontinuierliche Herausforderung, sie in einer längerfristigen, systematischen und geduldigen Anstrengung zu neutralisieren. Da diskutieren wir nun beispielsweise seit Jahrzehnten angesichts sinkender Geburtenraten, ob Deutschland 'ausstirbt' (wie die starken Wachstumsraten in den unterentwickelten Ländern gerade von höchst sterblichen Menschen produziert wird, die nicht einmal eine funktionierende Altersversorgung besitzen) und manchen fällt immer noch kein besseres Gegenargument als ausgerechnet 'die Überbevölkerung' ein!?? Viele haben wirklich noch nicht besonders viel über die tieferen Zusammenhänge nachgedacht, wie John ganz richtig (und witzig) anführt, weshalb man auch nicht jede Kritik so ernstnehmen muß.

#11 John Schloendorn

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Posted 19 April 2005 - 02:47 AM

Es wundert mich sehr, wie wenig Menschen das Altern und die Sterblichkeit als ihr größtes Problem betrachten. Woher mag diese Todesorientierung nur kommen?


Ich kann es Dir auch nicht erklaeren. Ein wichtiger Teil der Frage ist auch, warum viele Leute so erstaunlich reproduzierbar und scheinbar ohne zu denken die gegenstandslosen und irrationalen Argumente produzieren, die Lothar zitiert. Normalerweise scheinen mir die Leute durchaus faehig sich mit etwas mehr Erfolg in neue Sachverhalte zu denken.

Ich habe gerade vor kurzem einen kleinen Aufsatz darueber geschrieben, auf welche Weise ich diese Frage nicht beantworten konnte, und wie ich es versucht habe. (Wenn es dich im Detail interessiert).

In Kurzfassung wuerde ich mal sagen, es scheint als ob das Altern so schrecklich waere, dass die meisten Leute extrem starke psychologische Schutzmechanismem entwickelt haben, um damit klarzukommen. Diese Mechanismen sind so effektiv dass das Altern nicht mehr als Problem wahrgenommen werden kann, selbst wenn man es den Leuten direkt erklaert. Aber beweisen kann ich das wie gesagt nicht.

Eine verwandte, sehr interessante Interpretation des Themas ist hier und hier zu finden. (Dank an Don Spanton fuer die Links)

#12 peter

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Posted 19 April 2005 - 06:59 PM

Ja, da kann gut etwas dran sein. Stellt sich die Frage, wie kann man die Leute aufrütteln? - Was kann der Einzelne da tun?
Mein Englisch ist leider zu schlecht, als dass ich von den empfohlenden Texten genügend verstünde - Schade.

#13 John Schloendorn

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Posted 21 April 2005 - 05:34 AM

Hmm jemand aktiv aufruetteln... Ich glaube nicht dass das ueberhaupt moeglich ist. Dazu muesste die Person ja zugeben, dass sie sich vorher in der Frage der Heilung des Alterns geirrt hat, oder blind war.
Das ist aber eine extrem wichtige Frage, und noch dazu eine, die (fuer uns) extrem leicht zu verstehen ist. Die Person muesste also zumindest vor sich selber zugeben, dass sie ihr bisheriges Leben lang in einer wichtigen und einfach zu verstehenden Frage sehr dumm war. Das kann man von den allerwenigsten Leuten erwarten, egal wie sehr man es versucht.

Wenn ich nochmal im Marketing aktiv werde wird es daher wohl nur darum gehen, Leute (Zielgruppen) zu finden, die schon der Meinung sind, dass das Altern abgeschafft gehoert, und bisher nur keinen Plan hatten, was sie dafuer tun koennen.

Wenn Du ein paar deutsche Texte zur Lebensverlaengerung suchst, schau Dir doch mal SENS an, das haben wir ja gerade vor kurzem uebersetzt. Wenn Du Fehler findest, oder etwas nicht funktioniert, sag mir bitte bescheid ;)

#14 peter

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Posted 22 April 2005 - 07:15 AM

Ich teile die "Gegner" mal in 3 Gruppen:

1. Halten eine Heilung gar nicht oder nicht in absehbarer Zeit für möglich.
2. Lehnen es aus religiösen Gründen ab (Gott ins Handwerk zu pfuschen).
3. Wollen persönlich keine Lebensverlängerung, aus was für Gründen auch immer.

zu 1. Hier müssten kleinere Erfolge und wissenschaftliche Meinungen anerkannter Größen auch einem breiten Puplikum bekannt gemacht werden.

zu 2. Diese Leute werden wohl immer gegen Forschung und Neuerung sein. Ist die Anwendung einer solchen Medizin aber erst einmal üblich, nehmen auch die allermeisten von ihnen sie dankbar an.

zu 3. Mit ihnen über einzelne Argumente zu diskutieren, hat wohl wenig Sinn (trotzdem sollten wir uns den Gegenargumenten stellen), wir werden sie aber kaum überzeugen können (und umgekehrt). Hier ist es wohl eher eine Frage der Wertschätzung. Wie Lothar schon schrieb, sollte die Lebenqualität verbessert werden.

Die "ethisch motivierten Gegner" zähle ich mal zu 3. Ein gewisser "Preis" bleibt vermutlich immer zu zahlen, kommt darauf an, ob er es einem wert ist.
Was nicht heißen soll, dass der "Preis" nicht klein gehalten werden kann und sollte.

Ich denke, die meisten Menschen haben durchaus den Wunsch weiter zu leben. "Unsterblichkeit" ist für viele vielleicht ein zu weiter Begriff, - und das "Altern" war halt immer so. Es müsste normalisiert werden zu dem Wusch nach "weiter..." zu stehen, dass es nicht als extrem egoistisch angesehen wird, was ja bei Heilung anderer Krankheiten auch nicht der Fall ist.

Mich würde eine Statistik (auch aus USA) interessieren, wieviele und welche Leute wie dazu stehen.

MfG Peter

#15 John Schloendorn

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Posted 22 April 2005 - 08:24 AM

Es müsste normalisiert werden zu dem Wusch nach "weiter..." zu stehen

Ja, ich bin ganz genau Deiner Meinung. Ich glaube das ist wirklich das Schluesselproblem. Wenn es nur nicht so vertrackt tief in der Psyche verankert waere. Ich persoenlich habe meinen Kopf jedenfalls genug gegen diese Wand gehaun. Das heisst natuerlich nicht dass andere nicht Erfolg haben koennen. Angesichts des moeglichen Segens, den ein Durchbruch im Marketing bringen wuerde, sollte man es auf jeden Fall weiter versuchen.

Es gibt eine gute Statistik zu Kryonik, (leider wieder auf englisch) und der gleiche Author hat auch gerade eine Studie zur Lebensverlaengerung generell durchgefuehrt und schreibt wahrscheinlich gerade zusammen. Ansonsten ists auch immer ganz lustig in die Kneipe an der Ecke zu gehn und die Leute selber zu fragen [wis]




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