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Religion, Atheismus und Immortalismus


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11 replies to this topic

#1 Lothar

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Posted 22 July 2005 - 12:58 PM


Vorbemerkung: Dieser Strang hier leitet sich aus einer off-topic-Diskussion im Thread 'Mutationen in der mitochondrialen DNA, Artikel' ab, in dem es anhand der Entdeckung eines vermeintlichen Schlüsselfaktors des Alterns auch um allgemeinere Einschätzungen der Perspektiven des Immortalismus ging:

http://www.imminst.o...&f=80&t=7221&s=

@ A 941: Atheismus als bewußte Leugnung der Existenz Gottes ist eine logisch und philosophisch unhaltbare Position, wie Bertrand Russell in seinem berühmten Klassiker 'Warum ich kein Christ bin' schon vor vielen Jahrzehnten dargelegt hat. Für einen rationalistisch denkenden Menschen bleibt daher nur die Position des Agnostizismus übrig, der eine indifferentere oder neutralere Haltung zum Ausdruck bringt. (Habe übrigens gerade vor ein paar Wochen erst in Canettis Buch 'Party im Blitz' über eine Begegnung zwischen Russell und Canetti gelesen.) Man kann Religion aber auch nicht auf die Gottesidee reduzieren, die in dieser Sonderstellung vor allem im jüdisch-christlich-islamischen Kulturkreis vorherrscht, während beispielsweise die buddhistische aber auch die taoistische Tradition ohne Gottesvorstellung auskommt, genausowenig auf das Konzept des bedingungslosen Glaubens, da gerade buddhistische aber auch andere spirituelle Richtungen der verschiedensten Art den Hauptakzent auf das Wissen über innere Zustände, auf die Erfahrung bzw. die gezielte Lenkung von Erfahrungszuständen in einer meditativen Praxis legen.

Atheismus als Leugnung Gottes zielt genaugenommen immer nur auf die Kritik an einem bestimmten GottesBILD, vor allem an der Vorstellung eines personal gedachten Überwesens. Definiert man 'Gott' aber anders, als es kirchliche Hierarchien und autoritäre Dogmen ihren Anhängern vorschreiben wollen und wie es für viele andere religiöse Richtungen und selbst für manche moderne christlichen Theologen selbstverständlich ist, z.B. als 'höchste Wahrheit', 'die Summe allen Seins' (inclusive der Naturgesetze), als Erfahrung des Heiligen und Numinosen, 'den Zustand ewiger Glückseligkeit', der man in der Erfahrung von 'Erleuchtung' teilhaftig werden kann, als 'Tao', als 'Symbol für Liebe, Wahrheit und Gerechtigkeit' (Erich Fromm) oder eben als Unsterblichkeitssymbol, wüßte ich nicht, wieso man als Immortalist 'Gott' leugnen sollte!? Das wäre ja existentieller Masochismus.

Natürlich kannst du den ein oder anderen Atheisten für die Sache des Immortalismus gewinnen, aber meiner Meinung nach ist es psychologisch kein Zufall, daß aggressive Atheisten in der Regel strikte Todesanhänger sind, da ihre Haltung sich meist in einem bloßen Dagegensein erschöpft. Das hat fast immer biographische Hintergründe (z.B. Vater- oder Autoritätskomplex), aber auch kulturelle, weil es letztlich vor allem vom Ausmaß der Dominanz traditioneller Gottesbilder abhängt, die natürlich in den USA ungleich größer ist als in (West-)Europa. Das führt vor allem dazu, dass radikale Atheisten gerade im tiefsten und letzten niemals zu irgendeiner positiven Ausrichtung fähig sind, welcher auch immer, und Todesakzeptanz heißt für solche Menschen indirekt dann stets: die autoritäre Instanz, die meine Freiheit beschneidet, muß sterben. Unsterblichkeit übersetzen sie dementsprechend mit einer ewigen Fortdauer ihrer Unterdrücker, so daß ihre Ablehnung völlig folgerichtig und in sich konsequent ist (wenngleich es natürlich auf einer falschen Verallgemeinerung weil unreflektierten Vermischung der religiösen mit der psychologischen Ebene beruht). Steht aber alles sinngemäß schon längst in Canettis 'Masse und Macht', wenn ich mich recht entsinne.

#2 A941

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Posted 22 July 2005 - 03:30 PM

Nun ich sehe den Atheismus nicht als unlogisch an, aus folgendem Grund:
Natürlich ist es möglich dass das Universum erschaffen wurde, aber wieso nicht von irgendwelchen Wissenschaftlern in einem anderen Universum?
Sind diese dann Götter?
Nein, Götter, so wie sie uns die Religionen verkaufen wollen gibt es nicht, sie sind ausschließlich Gebilde menschlicher Projektion und so auch erklärbar.

#3 Lothar

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Posted 22 July 2005 - 05:25 PM

@ A941: 'Die' Religionen gibt es nicht, das war ja gerade der Kern meines letzten Beitrags. Mit 'logisch unhaltbar' meint Russell einfach nur die Tatsache, dass es wissenschaftlich-rational unmöglich ist, die Nicht-Existenz Gottes mit absoluter Sicherheit zu beweisen. Alternativerklärungen, die auch ich für wahrscheinlich halte, ändern daran nichts, und wer trotzdem darauf beharrt, formuliert letztlich selbst eine Glaubensaussage in scheinbar rationalem Gewand. Bestimmte Gottesbilder sind tatsächlich menschliche Projektionen, aber wer da wie was und warum 'projiziert', welche seelischen, emotionalen und gesellschaftlichen Kräfte und Qualitäten da generell im Spiele sind angesichts der Grenzen der menschlichen Existenz, genau das wären die weiterführenden Fragen für das Verhältnis von Religion und modernem Immortalismus.

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#4 A941

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Posted 22 July 2005 - 07:28 PM

Ob da was ist kann ich nicht mit letzter sicherheit sagen, ob etwas das Universum geschaffen hat auch nicht.
Das ist aber unwichtig, da es sich dabei genausogut um Wissenschaftler in einem Labor, eine hochentwickelte Zivilisation usw. handeln kann.
Aber du hast recht, diesen zB christlichen Gott kann ich nicht widerlegen, die Christen können ihn aber auch nicht beweisen, was ja zum Agnostizismus dazu gehört.
Nun ist es aber so das ich behaupten kann dass es unsichtbare Zwerge gibt, die man wissenschaftlich nicht nachweisen kann, und welche Grippe verursachen indem sie die Erreger in den Körper tragen.
Das kannst du mir auch nicht widerlegen, du kannst aber ersehen das so eine Behauptung nur eins ist: völlig idiotisch!
Ich kann auch ersehen, aus der menschlichen Geschichte etc. das die Inhalte welche von den Religionen verbreitet werden Schwachsinn sind, deshalb nenne ich mich Atheist, weil ich nicht jeden Unsinn den irgendwelche Spinner sich erdacht haben ernst nehme, dh an einen Gott nicht glaube.

#5 kryonator

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Posted 29 December 2005 - 09:27 PM

zu diesem Thema möchte ich nur soviel sagen:

Wer annimmt, dass das Äfflein in Klamotten, das sich selbst "homo sapiens" nennt, das höchstentwickelte Wesen im Universum ist, der hat m.E. keinen besonders logisch arbeitenden Verstand.
Auf der anderen Seite hat jemand, der den Trick der Kirchen und anderen Religionen nicht durchschaut hat, wie diese mit ihren Thesen die Menschen manipulieren, auch keinen guten Realitätssinn.

Ich halte es da lieber so wie einst ein großer ZEN-Meister, der gefragt wurde, ob er an Gott glaubt, gesagt hat: "natürlich nicht".
Am anderen Tag wurde er bei einer anderen Gelegenheit gefragt, ob es einen Gott gäbe, und er sagte: "selbstverständlich gibt es einen Gott".

Als seine Schüler darauf hin total unruhig wurden (ZEN-Buddhisten sind in der Regel Atheisten) hat er nur gelacht und gesagt: "Gott, nicht Gott - alles bloß Worte".

Wir Äfflein in Klamotten können gar nicht wissen, wie das Universum entstanden ist und wie es "draußen" richtig aussieht. Wie können nur aus unseren kleinen Goldfischglas heraus hochtrabende Theorien entwickeln, welche von den Physikern in 100 Jahren schon nur noch belächelt werden.

Fakt ist, dass mit dem Verwesen unserer Nervenzellen die Basis unseres "Ichs" verschwindet und auch die Basis dafür, über alles mögliche rumzufabulieren.
Deshalb sollten wir unsere Kraft darauf verwenden, dieses Verwesen der Nervenzellen zu verhinden. :)

#6 nickles

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Posted 21 February 2006 - 03:04 AM

Natürlich kann man das beweisen, dass es keinen christlichen Gott gibt. Man braucht lediglich Versprechungen und Aussagen der Bibel zu nehmen und sofort werden Lehrsätze bzw Theorien der Bibel widerlegt. Da war mal zum Beispiel ein Mann, der liess auf der Autobahn das Lenkrad seines Autos los, in völligem Gottvertrauen, wie von der Bibel gefordert, und knallte gegen die Leitplanke. In der Bibel steht drin dass man Berge verrücken kann oder dass die Kinder geheilt werden, wenn die Eltern Gott darum bitten. Die christliche Kirche irrt (die Erde ist eine Scheibe, Hexen müssen verbrannt werden, die Erde ist im Mittelpunkt des Weltalls...), die Bibel irrt (dies genauer zu erkunden wäre Zeitverschwendung), die Kirche sagt, der Mensch habe eine unsterbliche Seele, die Bibel sagt das genaue Gegenteil: "Die Toten wissen nichts und werden erst am jüngsten Tag erweckt und gerichtet...").
Die Welt ist nach zwei Gesetzen aufgebaut:"Der Stärkere überlebt, der Schwächere stirbt" (Evolution) und "Man muss andere Lebewesen töten (nämlich essen) um zu überleben".
Diese beide Gesetze sind zutiefst unchristlich. Welcher Gott erschafft denn SOLCHE Gesetze? Also auf so einen "Gott" würde ich mich auf keinen Fall verlassen. Wer solche Gesetze erfindet, der lacht sich doch schadenfroh ins Fäustchen wenn man sterbend irgendwo liegt und irgendwie hofft, dass es weitergehen wird. Wer eine zutiefst grausame und unbarmherzige Welt erschafft, in der Kinder Krebs bekommen und Lebewesen in Todesangst sterben müssen, der hilft uns doch nicht!! Dieser Gott hat sich bestimmt noch viel schlimmere Grausamkeiten ausgedacht im Falle unseres Todes, also rate ich niemand dazu zu hoffen, dass es einen Gott gibt. Aber in dieser Hinsicht bin ich beruhigt, mit dem Tod ist es aus, wenn das Gehirn weg ist dann sind wir auch weg, endgültig und für immer!

Edited by nickles, 21 February 2006 - 03:15 AM.


#7 Lothar

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Posted 22 February 2006 - 11:45 AM

Die rationale Unbeweisbarkeit 'Gottes', wie sie der Philosoph und Mathematiker Bertrand Russell hervorgehoben hat, resultiert einfach schon aus ungeklärten und unlösbaren Definitionsfragen. Ein allmächtiges und gleichzeitig unbegreifbares überirdisches Wesen könnte - rein logisch und abstrakt gesehen - natürlich existieren, weil es per definitionem ja auch über die Macht verfügte, seine Existenz zu verschleiern, den Mensch zu täuschen, auf die Probe zu stellen usw. Die Existenz des Bösen in der Welt wird von einem Theologen normalerweise auf die Taten des Menschen und dessen freien Willen zurückgeführt, wäre damit also auch noch kein Beweis für die Nicht-Existenz Gottes sondern allenfalls für Unzulänglichkeiten und Widersprüche der Gläubigen und der religiösen Überlieferungen etc. Wenn du dich unbedingt an einem geradezu kindlichen Gottesbild, d.h. einer vorrationalen personalisierten Gottesidee, abarbeiten willst, Norbert, nur zu, aber der Agnostizismus eines Russell ist natürlich um Dimensionen religionskritischer als polemischer Atheismus, weil die damit verbundene Gleich-Gültigkeit die psychologischen Mechanismen verstehbar macht und durchbricht, aus denen die traditionelle Religion letztlich hervorgeht.

#8 nickles

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Posted 24 February 2006 - 11:58 PM

Hallo Lothar, ob es Gott gibt oder nicht ist egal. Fakt ist: Die Schöpfung ist völlig daneben: Krieg, Tod, Ungerechtigkeit, perverse Spielregeln (der Stärkere überlebt, man muss töten (essen) um zu überleben), Man muss sterben obwohl man leben will etc.

Stelle ich, Norbert Nickles , mir die Erde in 1000 Jahren vor, dann hat der Mensch Krankheit und Tod besiegt, der Mensch greift ein um Tieren zu helfen und so weiter und somit ist der Mensch auf jeden Fall der bessere Gott! Gott schafft es jedenfalls nicht sich um die Welt zu kümmern. Millionen Vögel sterben an der Vogelgrippe (die Hoffung für die Vögel ist der Mensch - nicht Gott), krebskranke Kinder (die Hoffnung für die Kinder ist der Mensch - nicht Gott), Asteroideneinschlag wie vor 65 Millionen Jahren, der fast alles Leben auf der Erde rücksichtslos auslöscht (die Hoffnung für die Erde ist der Mensch - nicht Gott)... man bekommt eine Gänsehaut wenn man friert, die Hautoberfläche vergrößert sich und man kühlt noch schneller aus - wie kann ein Gott sowas fehlerhaftes konstruieren? Einem menschlichen Schöpfer würden solche Fehler nicht passieren...also auf jeden Fall sind die Menschen ganz auf sich alleine gestellt wenn sie weiterkommen wollen! Die ganze Fragerei nach höheren Lebewesen und die Schöpfung und der Philosophie ist sinnlos...

Edited by nickles, 25 February 2006 - 12:14 AM.


#9 John Schloendorn

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Posted 25 February 2006 - 02:11 AM

Hehe, dafuer schliessen sich die Kapillare und dein Blut transportiert weniger Waerme zur Hautoberflaeche... Ansonsten sehr gut gesagt, Nickels!

#10 Lothar

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Posted 27 February 2006 - 11:17 AM

Wie weiter oben schon gesagt, Norbert, ob es 'Gott' gibt oder nicht hängt davon ab, was man darunter versteht. Die Idee eines personal gedachten Schöpfergottes ist sicher unhaltbar und Ausdruck von religiösen Vorstellungen vergangener Zeiten, in denen die Menschheit ihre existentiellen Trost- und Schutzbedürfnisse angesichts von grundlegenden Bedrohungen, die du ganz richtig andeutest, noch in einer sehr unreifen und kindlichen oder genauer: anthropomorphisierenden Weise in ein überirdisches Reich über den Wolken projizieren mußte. Interpretiert man aber 'Gott' z.B. wie Erich Fromm als altertümliches und poetisches Symbol für die Prinzipien von Liebe, Wahrheit und Gerechtigkeit (und fügt die Ewigkeit/Unsterblichkeit noch hinzu) oder als universelle Einheits- und Ewigkeitserfahrung der ekstatisch erlebten Aufhebung von Raum und Zeit, wie es die Traditionen der Mystik der verschiedensten Richtungen tun, dann kann man die positiven Seiten der religiösen Tradition (z.B. im Hinblick auf ihre gerade aktuell wieder stark diskutierte gemeinschaftsbildende Funktion, ihre humanisierenden und motivierenden Aspekte oder in Bezug auf die Qualität des Lebens) in das immortalistische Gedankengut integrieren und sich gleichzeitig von ihren negativen Aspekten, Defiziten und unterentwickelten Seiten (eine Aufzählung spare ich mir hier) abgrenzen.

Wie man die Natur, die 'Schöpfung' oder noch allgemeiner: die Existenz in ihrer Gesamtheit bewertet, wäre dagegen wieder eine neue wenn auch verbundene Fragestellung. Deine Hervorhebung der Schattenseiten von Natur und Evolution finde ich z.B. manchmal nötig als Gegenmittel für bestimmte sentimentale und einseitige Naturromantiker, wie sie z.B. aber nicht nur im Umfeld der Ökologieszene verbreitet sind oder waren. Als undifferenzierte Verallgemeinerung bedienst du dagegen alle möglichen lebensfeindlichen Einstellungen, wie sie gerade unter rein weltlich-säkularen oder atheistischen Menschen sowieso schon weit verbreitet sind, die an allem anderen bloß nicht an Ansätzen der Lebensverlängerung interessiert sind und deren Nihilismus und Todesorientierung dadurch immer neue Nahrung bekommt. Wer von denen hofft schon auf irgend etwas, das erst in 1000(!) Jahren passieren soll!? Schon die spekulativen aber ungleich realistischeren Versprechungen mancher Biogerontologen für entscheidende Durchbrüche in der Alternsforschung in nur 20 bis 30 Jahren locken ja kaum einen Hund hinter dem Ofen hervor.

Ich finde eine solche Generalsicht der Dinge aber schon als bloße Beschreibung der Summe aller lebendigen Erscheinungen nicht korrekt: Das Leben in seiner Gesamtheit existiert kontinuierlich seit Jahrmilliarden, seit der Entstehung der ersten Zelle. Die große Masse der Pflanzen lebt nicht von anderem Leben sondern von anorganischen Stoffen und der Umwandlung des Sonnenlichts. Die große Masse der Tierwelt sind bloße Pflanzenfresser. Selbst bei fleischfressenden Raubtieren gibt es alle möglichen Formen von kooperativen Verhaltensweisen und gerade der Mensch, der evolutionär gesehen ein Mischköstler ist (und ursprünglich wohl nur ein Aasfresser und kein Jäger war) und auch ganz ohne Fleischkonsum auskommen kann, wie hunderte von Millionen Vegetarier beweisen, definiert sich schon wesensmäßig und anthropologisch durch seine grundlegende Tendenz zur Zusammenarbeit und Kooperation, also nicht durch einen sozialdarwinistisch überhöhten Kampf jeder gegen jeden.

Selbst wenn du einen völlig anderen Blick auf die Empirie des Lebendigen hättest, in dem du vor allem die Sterblichkeit des Individuums hervorheben würdest, das einzigste Argument, dem ich auch eine tiefere Bedeutung zugestehen würde: Du mußt mindestens die philosophische oder existentielle Möglichkeit voraussetzen, daß all' das positive, das du dir für ferne und künftige Zeiten erhoffst oder erträumst, wirklich und wahrhaftig realisierbar ist, also irgendwie im Universum, der Natur, im großen und ganzen prinzipiell schon vorgesehen ('präexistent' würde ein Philosoph oder Theologe wohl sagen und insbesondere letzterer nicht zögern, dies als eine Art moderner Restform von 'Gottvertrauen' zu bezeichnen). Steigerst du dich dagegen in die Schattenseiten der Natur und der Existenz, wird diese Möglichkeit immer unwahrscheinlicher, schwerer und rückt zeitlich in eine immer größere Ferne, die Chance irgendwen für deine Ansichten im hier und heute zu gewinnen damit immer geringer.

#11 emporda

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Posted 21 February 2008 - 11:14 AM

aber meiner Meinung nach ist es psychologisch kein Zufall, daß aggressive Atheisten in der Regel strikte Todesanhänger sind, da ihre Haltung sich meist in einem bloßen Dagegensein erschöpft.

Das ist Dünkel gepaart mit schlichter Einfalt, Religösität samt dem Glauben an einen Gott ist immer gepaart mit mangelnder Bildung und menschlicher Dummheit.

Der Soziologe Gregory Paul hat im Journal of Religion and Society eine vergleichende Studie über die gesellschaftlichen Auswirkungen der Bigotterie veröffentlicht. Dazu nutzte er Umfragen und Statistiken mit Zahlen von Mord, Abtreibung, Selbstmord, Schwangerschaft bei Minderjährigen usw. Das Material beschränkt sich auf Industrieländer mit etwa 800 Millionen Menschen, da nur hier ausreichende Zahlen vorliegen. Allgemein korrelieren höhere Werte für den Glauben an einen Schöpfer und religiöse Verehrung mit höheren Raten bei Mord, Sterblichkeit junger Menschen, Infektionen mit sex-spezifischen Krankheiten, 800.000 minderjährige Schwangerschaften pro Jahr (unter 18), Abtreibung und freie Partnerschaften.

Die USA als weltweit reichste Theistische Demokratie ist auf spektakuläre Weise die dysfunktionalste Demokratie und schneidet in fast allen Punkten schlecht ab. Die Diskrepanz eines irrealen religiösen Moraldiktats und der real möglichen Existenz in einer Wissens- und Leistungsgesellschaft führt zur Ausgrenzung, blindem Fanatismus, Psychosen, sozialen Spannungen und Gewalt mit erhöhter Kriminalität. Die USA haben je 100.000 Einwohner 800% der Gefängnisinsassen im Vergleich zur EU. Nirgendwo sonst erhalten Farbige 40 Jahre Haft für einen gestohlenen Fernseher oder stellen bei durch DNA-Tests belegten Fehlurteilen 75% der Betroffen, doppelt so viele wie sonst üblich. Im Kriminallabor Dallas fanden sich im Jahr 2007 bei einer Prüfung 19.500 Proben von unbearbeiteten Vergewaltigungsfällen, der Regen tropfte durch das Dach und die Ratten fraßen sich durch 280 Kisten mit Beweismaterial. Hochgerechnet auf die Zahl der in USA-Gefängnissen Einsitzenden liegen etwa 50.000 Fehlurteile vor.

Weniger bigotte Gesellschaften wie Frankreich, Japan und skandinavische Länder haben die besten Werte. Dieselben Unterschiede lassen sich auch innerhalb der USA finden. So sind die sozialen Probleme in den Südstaaten und im Mittleren Westen im extrem religiösen Bibel Belt höher als in den nordöstlichen Staaten, die den europäischen Kulturen strukturell sehr ähnlich sind. Es ist grundfalsch zu behaupten, dass eine atheistische Gesellschaft soziale Missstände mit sich bringe oder gar zum Untergang verurteilt ist. Die USA als westliche Gesellschaft mit dem höchsten Reichtum pro Kopf schafft es am allerwenigsten den Reichtum in ein kulturelles und körperliches Wohlergehen der Gesamtgesellschaft umzusetzen. Nach einer Schweizer Studie der Universität Genf von 2006 auf Basis von 3.000 Interviews gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen Religiosität und extremen rassistischen, sexistischen und homophoben Einstellungen. Nichtreligiöse sind toleranter und weniger fremdenfeindlich ohne antisemitsche Tendenz. Bei 26 % der Katholen, 24 % der Evangelen und 28% der Muslimen sind die Juden an ihrer Verfolgung selber schuld, die Gleichstellung der Frauen ist für 43 %, 43 % und 55 % der Befragten ausreichend.

Nach einer Gallup Umfrage von 1991 sind nur 5% der US-Ingenieure konservativ gläubig. Der Science and Engineering Indicators 2002 der National Science Foundation belegt wesentliche Teile der US-Bevölkerung sind unfähig zwischen Wissenschaft und Pseudowissenschaft zu unterscheiden. Obwohl diese Leute vorgeben sich für Wissenschaft und Technik zu interessieren, wussten nur 54% der Befragten, dass die Erde 1 Jahr benötigt die Sonne zu umkreisen. Nach einer Gallup Umfrage von 2004 glauben 45% der Amerikaner Gott hat Menschen und Dinosaurier in den letzten 10.000 Jahre erschaffen. Die Herausgeber der 1563 US-Tageszeitungen sind zu 49 % überzeugt Menschen und Dinosaurier lebten zusammen auf der Erde und berichten dies.

Wissenschaftler des Institute for Social Research der Universität von Michigan fanden heraus, daß Lesen über Gewalt im Namen Gottes bei Religiösen als auch bei Nichtreligiösen Aggressionen weckt. Brad Bushman, Professor der Psychologie und Kommunikation am ISR betont, daß die Beweise zur Bestätigung dieser Hypothese mittels Gruppen von Universitätsstudenten gewonnen wurden, die nicht dem Typ von Terroristen entsprachen, die Zivilisten in die Luft sprengen. Sogar bei nicht religösen Teilnehmern führte Kontakt mit gottgewollter Gewalt in der Folge zur einer Aggressionssteigerung. Daß diese Wirkung bei solch einer Gruppe festgestellt wurde, belegt den heimtückischen Einfluss von verkündeter Gewalt in literarischen Schriften, bei Computerspielen und Predikten von Heilsverkündern aller Art und Richtungen.

Nach einer Studie eines Kriminalitäts-Forschungsinstituts im Auftrag der US-Bischofkonferenz haben zwischen 1950 bis 2002 etwa 4.400 der 47.000 Priester und 350 Bischöfe der USA etwa 11.000 Kinder und Jugendliche sexuell mißbraucht. Der Schwerpunkt der Verbrechen geschah in den 70er Jahren. Vor dem Jahr 2002 wurden etwa 350 pädophil veranlagte Priester entlassen, 218 im Jahr 2002. Insgesamt wurden 2,3 Milliarden US$ an Entschädigungen gezahlt als Vergleich noch vor der gerichtlichen Zeugenaussage von Kirchenoberen. Zu Verurteilungen ohne Vergleich kam es nur in 138 Fällen. In den letzten Vergleichsfällen waren es etwa 1,3 Millionen US$ pro Opfer bei einem einzigen Vergleich über 660 Million US$ in 15 Prozessen mit 448 pädophilen Priestern, von denen aber nur 70% des Amtes enthoben wurden.

Edited by emporda, 21 February 2008 - 11:25 AM.


#12 emporda

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Posted 21 February 2008 - 11:34 AM

Bestimmte Gottesbilder sind tatsächlich menschliche Projektionen, aber wer da wie was und warum 'projiziert', welche seelischen, emotionalen und gesellschaftlichen Kräfte und Qualitäten da generell im Spiele sind angesichts der Grenzen der menschlichen Existenz, genau das wären die weiterführenden Fragen für das Verhältnis von Religion und modernem Immortalismus.

Alle Gottesbilder sind menschliche Erfindungen

Die
Theologie darf weder wahre noch richtige Antworten finden, ihre Erkenntnisse müssen immer innerhalb ewiger Dogmen eines allwissenden Greises bleiben. Die Instruktion über kirchliche Berufung des Theologen der Ratzinger-Kongregation vom Mai 1990 definiert Theologie derart, daß sie so wenig an eine Universität gehört wie Voodoo oder indianischer Fruchtbarkeitszauber. Theologie erfüllt nicht die theoretischen Voraussetzungen der Wissenschaftlichkeit. Im Fall Lüdemann folgt das Bundesverwaltungsgericht (2005, BVerwG 2 C 31.04) dieser Sichtweise. „Wer nicht die unfehlbaren Inhalte des christlichen Glaubens ohne Zweifel, ohne Kritik und Vorbehalte annimt, der hat nach der Glaubenskongreation unter Ratzinger einen persönlichen Defekt, ein ungenügend gebildetes Gewissen, eine sündige Verfaßtheit und huldigt der Untreue gegen den Heiligen Geist".

Moderne Bild gebenden Tomographien ermöglichen es neuronale Prozesse zu studieren, das menschliche Gehirn ist in jeder Hinsicht täusch-, manipulier- und fehlbar – was dem Menschen selber als abwegig erscheint. Wenn man sich an etwas erinnert, dann scheint das sicher, absolut zuverlässig und genau so geschehen. Neurale Korrelate von richtigen und falschen Erinnerungen werden unterschiedlich verarbeitet und sind so eindeutig zu entlarven. Ist die mit Vertrautheit und Gefühl korrelierte frontparietale Region oberhalb der Stirn aktiviert, geht es um fabrizierte Erinnerungen und produzierte Erkenntnisse. Sind die mit tatsächlichem Wiedererkennen korrelierten medialen Temporallappen (MTL) unten seitlich bei den Ohren aktiviert, geht es um reale Erlebnisse und Bilder. Bei komplexen Gedächtnisleistungen werden beide Bereiche aktiv, Täuschung, Selbstbetrug, fabrizierte Erinnerungen und Fakten werden so zur Realität. Die Religion nutzt dies seit langer Zeit, um mittels Gefühlen und Emotionen falsche Fakten, nicht existente Ereignisse und irreale Abläufe in den Köpfen der Gläubigen zu verankern. Vergleicht man diverse Arten der Gottesdienste, dann beeindrucken jene die auf Gefühle und stimmungsvolle Musik setzen. Abstrakte Betrachtungen über Moral, Verhaltensnormen, Fakten des Wissens mit Anspruchen an die Intelligenz schneiden schlecht ab. Die TV-Sendungen der Superfrommen mit einem Hampelmann am Rednerpult sind total verfehlt, das mittelalterliches Zeremoniell sichert dagegen optimale Wirkung fürs schlichte Gemüt.

Das Verständnis des Glaubens bedeutet Kritik abzuwehren, zu verdammen und die Kritik anzugreifen ohne auf deren Inhalt einzugehen. Komplexe Zusammenhänge sind nur zu verstehen, wenn man darüber urteilen kann ohne emotional involviert zu sein. Gläubige sind geistig zu unflexibel um die Positionen beider Seiten einzunehmen und so die Kritik zu verstehen. Glauben ist nicht die Folge schwacher Kritikfähigkeit, sondern die Ursache dafür. Gleichzeitig werfen Gläubige der Gegenseite mangelnde Flexibilität vor, mit diesem Trick arbeiten Sekten und alle geschlossenen Denksysteme. Wenn Glauben nur zu verstehen ist, wenn kritiklos daran geglaubt wird, dann ist es Hokuspokus oder gar Gehirnwäsche. Wie definiert Papst Ratzinger in einem Dokument der Glaubenskongreation „Wer nicht die unfehlbaren Inhalte des christlichen Glaubens ohne Zweifel, ohne Kritik und Vorbehalte annimt, der...Drohung, Drohung"

Der psychologische Kern der Missionierung durch ihre Primitivität nachvollziehbar. Du, Gläubiger, kommst in mein fiktives Himmelreich und entgehst so meiner fiktiven Hölle - bist ein Auserwählter - wenn du uns auf Erden großzügig unterstützt. Gottes Gnade muss teuer bezahlt werden. Ob es um Münzen im Klingelbeutel oder das verwaiste Eigentum von 440.000 vertriebenen Hugenotten geht, ist nur eine Frage des Maßstabs. So war es mit den DDR-Flüchtlingen, der Staat versteigerte deren Eigentum. Das ist das Kerngeschäft eines macht- oder gottgefälligen Lebens. Geschichtlich gesehen ist es gottgefällig alle Ungläubigen zu schlachten, denn Angst vereint und diszipliniert die Gruppe.
Genozide und Ethnozid.e beherrschen die Geschichte zu allen Zeiten. Das Macht-Motiv dieser psychopathologischen und/oder soziopathischen Personen des Alten Testaments entgleist leicht in paranoide Mordlust und soziopathische Perversionen, die auch dem biblischen Gott zu eigen ist und als dessen allgütige Eigenschaft verherrlicht wird.

Kreationistische Gruppen, Sekten und die anerkannten Amtskirchen unterscheiden sich nur soziologisch, sämtliche Unsitten, sexuelle Widerlichkeiten und Abartigkeiten sind nuanciert in allen Gruppierungen zu finden. Die offiziell
Sexuallehre ist vom psychologischen als auch vom psychopathologischen Standpunkt sektiererisch abartig und unterscheidet sich in Zehntausenden von gerichtlich bewiesenen Fällen extrem von der praktizierten Form. Es wäre an der Zeit.diesen pathologischen Unsinn aus der Erziehung, den Kindertagesstätten, den Vorschulen und Schulen zu verbannen, was den Nachwuchs an einfältigen Gläubigen reduzieren würde, den Gottes-Agenten Macht und Einkommen nimmt und deswegen mit Scheinargumenten bekämpft wird. Die Selbsterhöhung als eine von Gott auserwählte Nation oder Gruppe ist eine paranoide, menschenrechtsfeindliche und hassförderliche Haltung. Diesen Steinzeitkult zu modernisieren scheitert an der Dogmatisierung des Glaubens, der fehlenden Flexibilität und dem Unvermögen der Gläubigen sich über die pathologische Zwanghaftigkeit ihres Handelns klar zu werden.

Edited by emporda, 21 February 2008 - 11:36 AM.





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