Ich glaube ja nicht, daß der kleine exclusive Kreis, der regelmässig die deutschsprachigen Seiten von imminst.org besucht, 'allgemeine' Aufmunterungen wie die von Karl nötig hat, und wenn ich mangelnde 'allgemeine Begeisterung' andeute, meine ich natürlich die Begeisterung der Allgemeinheit bzw. die eigenen Chancen, konstruktiv auf sie einzuwirken. Die muß allein im deutschsprachigen Raum knapp über eine Million Tote pro Jahr hinnehmen, von denen die überwiegende Zahl an Krankheiten stirbt, die mit dem Altern in Verbindung gebracht werden. Schon de Greys hochumstrittene 25-Jahresperspektive für einen entscheidenden Durchbruch in der Alternsforschung beim Menschen verurteilt indirekt mindestens 25 Jahrgänge zum Tod - das ist knapp ein Drittel der Bevölkerung, beinahe die Hälfte aller Erwachsenen und wahrscheinlich bis zu zwei Drittel aller Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft, die in der Regel ein höheres Durchschnittsalter besitzen. Und dieser schon ziemlich fatale Zeithorizont gilt nicht ab jetzt oder gar seit vorgestern seit seiner ersten Ankündigung sondern bekanntlich erst ab dem Zeitpunkt, ab dem er den Förderungseinstiegsbetrag von einer Milliarde Dollar erhält. (Aktueller Stand der Fördersumme von SENS und Methusalemmauspreis: knapp zehn Millionen Dollar, also ein Hundertstel, nach ein paar Jahren Öffentlichkeitsarbeit.)
Sinclair/Guarente haben dabei mehrfach ganz klar wesentlich längere Zeitperspektiven für ihren Ansatz benannt (s.o.), der auch noch wesentlich konservativere bzw. begrenztere Ziele als z.B. SENS verspricht (weil sie vielleicht einfach das prinzipielle methodische Dilemma der sehr langgestreckten klinischen Überprüfung von Langlebigkeitsansätzen beim Menschen schon mitberücksichtigt haben!??). Firmengründungen müssen auch nicht per sé erfolgreich sein, siehe die immense Zahl von Pleiten jedes Jahr bzw. der schon etwas vergangene Börseneinbruch der Biotechnologiebranche, oder 'Elixir Pharmaceuticals' könnte sich ja auch erst mal nur bescheideneren Nebenentwicklungen wie z.B. der Vermarktung eines neuen Diabetes-Mittels widmen etc.
Do-it-yourself-Mäusestudien o.ä. zur lebensverlängernden Wirkung von Resveratrol kann man sich dabei sparen bzw. ausgebildeten Fachleuten wie Sinclair/Guarente überlassen, die wohl genau damit u.a. gerade beschäftigt sind, wie ihr Spektrum-Text andeutet, denn welche wissenschaftliche Fachzeitschrift würde überhaupt die Ergebnisse von Laien, Anfängern oder Daniel Düsentriebs drucken?? Schliesslich gibt es auch schon längst resveratrolhaltige Präparate für den Menschen - von den resver.haltigen Lebensmitteln ganz abgesehen! - deren spezifischer Nutzen auch hier im englischsprachigen Hauptforum seit Anfang 2006 diskutiert wird und worin u.a. ein Teilnehmer berichtet, daß er ein solches Mittel schon seit vorletztem Jahr einnimmt:
http://www.imminst.o...6&t=9256&hl=&s=Ungeachtet möglicher oder wahrscheinlicher positiver gesundheitlicher - und damit indirekt lebensverlängernder - Effekte von Resv. kann man aber gerade angesichts des Spektrum-Textes generell davon ausgehen, daß dieser einzelne Wirkstoff genausowenig eine fulminante Wunderdroge sein wird, wie es in früheren Zeiten schon für das Wachstumshormon, für Melatonin, Vitamin C, Frischzellen u.ä. vermutet wurde. Die beiden Forscher machen schliesslich überaus deutlich, daß es sich um komplexe Systeme von Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Genen, Enzymen und äußeren Bedingungen handelt, deren Interaktionen sie ja gerade erst zu erforschen beginnen. Selbst die viel einfacher gestrickte Anti Aging-Medizin hat das Stadium monokausaler Ansätze schon länger hinter sich gelassen und geht von einem ganzen Bündel nützlicher wie schädlicher Faktoren aus, deren vielfältiges Zusammenspiel es individuell erst mal zu verstehen und dann vor allem praktisch zu meistern gilt. Beim Menschen kommen da auch immer nicht-stoffliche, nicht-medizinische, Ebenen hinzu, die aber auf die materielle Ebene zurückwirken können, was nicht nur praktisch sondern auch wissenschaftlich-methodologisch besondere Probleme bei der Überprüfung und Eingrenzung von möglichen Effekten aufwirft.
Meine Frage zielte daher daher auch ins grundsätzliche oder molekularbiologisch fachliche an diejenigen, die sich vielleicht mit den wissenschaftliche Hintergründen des ganzen Ansatzes genauer auskennen, sich schon länger damit beschäftigen und eine unabhängige - ob zustimmende, kritische oder differenziert-abwägende - Einschätzung dazu liefern können. (Sie hatte auch nichts mit der 'Verlässlichkeit' wissenschaftlicher Fachjournale zu tun, die in erster Linie nicht die Richtigkeit von einzelnen Ergebnissen vorab prüfen (lassen) sondern vor allem die Einhaltung von bestimmten Verfahrensregeln sicherstellen.):
1. Macht es denn prinzipiell Sinn, eine künstliche Form von Stress(!) zu induzieren oder wird das nicht immer irgendwelche Nebenwirkungen hervorrufen bzw. die Lebensqualität so sehr beeinträchtigen, daß der zeitliche Lebensgewinn bedeutungslos wird (etwas, was man im Tierexperiment vernachlässigen kann, an fragwürdigen weil nicht auf den Menschen übertragbaren Indikatoren misst oder schlicht übersieht)? (Man vergleiche auch die mangelnde Begeisterung für die Kalorienrestriktion.)
2. Hat sich jemand schon einmal ausführlicher das Geschäftsmodell von 'Elixir Pharmaceuticals' angesehen?
3. Rechtfertigt das begrenzte Ziel den ganzen wissenschaftlichen Aufwand oder kann der gewünschte Effekt nicht längst durch eine Kombination längst bekannter, einfacher und allgemein verfügbarer Methoden erreicht werden?
4. Oder ist es umgekehrt zu 3. eher so, daß mit einem effektiven und preiswerten Medikament die herkömmlichen Versuche der gezielten Lebensstilbeeinflussung durch etwas besseres ersetzt (oder ergänzt, optimiert?) werden könnten? (Aber widerspricht solche eine letztlich doch wieder monokausale Herangehensweise nicht allem, was wir längst über die multifaktorielle Genese von Krankheit beim Menschen wissen!??)
5. Hat jemand schon eigene Erfahrungen mit der Einnahme von Resveratrolpräparaten gemacht? Wenn ja: wie misst man den Nutzen, solange die medizinische oder pharmakologische Grundlagenforschung noch nicht soweit ist? Gibt es hier wenigstens preiswerte und allgemein verfügbare Tests, die die erfolgreiche Anreicherung des Stoffes im Körper nachweisen?
6. Worauf zielen eigentlich die Forschungen von Sinclair/Guarente unter dem praktisch-pharmazeutischen Gesichtspunkt, wenn längst schon seit Jahren resveratrolhaltige Präparate für den Menschen existieren (die übrigens keine Medikamente sondern nur Nahrungsergänzungsmittel darstellen)? Was wäre der genaue Unterschied??
7. Allgemeiner: Wie müsste eine biomedizinische Strategie oder Option zur Überwindung des Alterungsprozesses PRINZIPIELL aussehen, damit sie in der öffentlichen Wahrnehmung tatsächlich eine qualitative Differenz bewirkt, d.h. kollektive Motivationsschübe samt politisch-administrativer, wissenschaftlicher und finanzieller Förderung auslöst???
8. ?...?
...
PS:
Wer z.B. zur Frage nach den Hintergründen von Sinclair/Guarente etwas beizutragen hat, aber das nicht öffentlich tun möchte: ich freu mich auch über eine PM oder eine Mail. Wen es dagegen umgekehrt in eine etwa exponiertere Form von Öffentlichkeit drängt, dem helfe ich gerne allgemein bei der redaktionellen Betreuung (oder u.U. gemeinsamen Erarbeitung) von publizierfähigen Texten für das Forever-Magazin. 'Publizierfähig' heißt in diesem Zusammenhang nicht, daß ein Artikel in allem meiner Meinung entspricht, sondern daß entweder ein relevantes Thema interessant geschrieben und formal durchgearbeitet ist oder daß ein persönlicher Standpunkt prägnant zum Ausdruck kommt und mit Argumenten belegt wird, die über die rein subjektive Ebene hinausreichen - eben so, daß auch ein sachlich noch nicht so kundiger Leser bei der Lektüre einen Informationsgewinn erfährt und seinen eigenen Standpunkt weiterentwickeln kann, ob nun zustimmend oder in Abgrenzung.