deine Analogie ist nicht ganz richtig:
Der Anblick des Helis erhoeht deine Zuversicht, dass du noch gerettet wirst. Es sagt aber nichts darueber aus ob und wann er dich tatsaechlich erfolgreich rettet. Im deterministischen Sinne laesst sich durch erfahrene Retter im Grunde bereits sagen ob eine Rettung wahrscheinlich ist - realer technischer Fortschritt entspricht aber nicht dem simplizistischen/ueberschaubaren Bild einer Hubschrauberrettung.
Sicher haben medizinische Fortschritte Einfluss auf die Lebenserwartung, aber nicht "ohne Zweifel" bevor sie tatsaechlich verwirklicht sind. Und es ist Spekulation ob und wann welcher Fortschritt Einzug haelt. Wird Rapamcyn bald als Anti-Aging-Pille zugelassen? Wird einer der oft verkuendeten Druchbrueche bei der Krebsbehandlung endlich mal in der Praxis funktionieren? Wird SENS in 25 Jahren einsatzbereit sein? Hier sichere Aussagen zu machen grenzt selbst bei Experten an Hellseherei.
Du spekulierst ueber das durchschnittliche Sterbealter in einigen Jahrzehnten. Wird es steigen? Sehr wahrscheinlich. Wird dabei Biotech eine Rolle spielen? Sicherlich. Das aktuelle durchschnittliche Sterbealter ist bis dahin aber sicherlich nicht von den neuen kuenftigen Technologien beeinflusst (wie auch). Und wann welche Technologie einsatzbereit ist und wie sehr sie die Lebenserwartung bei ihrer Einfuerung ganz real erhoeht ist unklar.
Aber da deiner Ansicht nach deine LEV ja bereits erreicht ist kannst du dich ja ganz unbesorgt zuruecklehnen. Andere sind da sicher vorsichtiger und wollen durch aktives eigenes Handeln sicherstellen, da dieses (Wunsch)Denken auch tatsaechlich Eintritt. Aber mit Ray "the Singularity" Kurzweil hast du einen guten Partner im Geiste.
wie gesagt: bei der lebenserwartung geht es um wahrscheinlichkeiten.
und die wahrscheinlichkeit für ein längeres leben steigt zwingend mit jeder positiven neuigkeit über medizinische fortschritte.
die blutdrucksenknden mittel, die heute zigtausenden menschen zu einem längeren leben verhelfen, waren in der vergangenheit auch nur laborexperimente.
natürlich kann es sein, dass eine heutige positive labornachricht nie in der praxis zum einsatz kommen wird.
dennoch erhöht eine solche nachricht die wahrscheinlichkeit eines längeren lebens.
denn solange es unklar ist, geht ein teil der möglichen zukünftigen szenarien dann auf das konto eines erfolgreichen einsatzes.
das erhöht DEFINITIONSGEMÄSS bereits die wahrscheinlichkeit für längeres leben.
den denkfehler, den du machst, machen leider viele menschen.
sie berücksichtigen dinge erst dann, wenn sie zweifelsfrei bewiesen und erprobt sind.
solange sie zweifel haben, die nicht ausgeräumt werden können, denken sie, diese dinge sind es nicht wert, in der praxis schon berücksichtigt zu werden.
aber wie gesagt: die leute, die beschlossen hatten, gurte in autos einzubauen wussten auch nicht, dass in zukunft weniger verkehrstote existieren werden.
hätte ja sein können, dass die leute sich weigern, die gurte zu benutzen usw.
ein heutiger alter mensch demonstriert, was die kultur der vergangenen jahrzehnte ermöglicht hat um einem menschen zu einem langen leben zu verhelfen.
dass bei weitem nicht alles auf gene zurückgeführt werden kann, ist längst bekannt.
folgende explosion der anzahl der über hundertjährigen ist nur auf kulturelle und insbesondere medizinische fortschritte zurückzuführen:
http://www.nature.co...re08984_F2.htmldie tatsache, dass in laborexperimenten der jüngsten vergangenheit, verjüngungskuren von lebenswichtigen systemen erfolgreich zum einsatz kamen, muss automatisch zu einer prognose führen, die von einer deutlich längeren lebensdauer ausgeht als unter der voraussetzung, dass in den forschungseinrichtungen keiner dieser erfolge vermeldet werden konnte.
die fakten von heute lassen eindeutig große berechtigte hoffnungen für mögliche therapien in wenigen jahrzehnten zu.
ich brauch gar keine zukünftigen erfolge in der medizin mehr, um zu wissen, dass meine lebenserwartung heute deutlich höher ist als vor 50 jahren bei einem menschen meines alters, weil der zum beispiel nicht mit einer therapie gegen arteriosklerose rechnen konnte wie ich heute, nachdem die news bekannt wurde.
ich kann es, weil es in den forschungslaboren schon funktioniert hat. das gibt mir zwar keine sicherheit. aber es gibt mir eindeutig eine erhöhte wahrscheinlichkeit für ein längeres leben, weil die aussicht auf diese therapie zwingend berücksichtigt werden muss bei der wahrscheinlichkeitsberechnung für ein langes leben und damit definitionsgemäß auch einen höheren erwartungswert ergibt.
Edited by atp, 29 July 2010 - 09:34 PM.