Posted 18 May 2012 - 08:59 AM
Hallo A941,
Zu: "eine mathematische Welterklärung"
Die Physik erklärt nicht, sondern sie beschreibt.
Zu: "eine Rechenerleichterung"
Zulässig sind alle Hypothesen, die Widerspruchsfrei sind.
Günstig sind alle Hypothesen, die einfach sind.
Zu: "die Welt wirklich 2D"
Es gibt auch viele andere zulässige Hypothesen.
Der wirkliche Zustand der Aussenwelt ist nicht feststellbar.
Zu: "in Teilen für den Menschen verständlich"
Die Näherungslösungen aus unseren Hypothesen funktionieren zumeist.
Zu: "unser Gehirn sehr viel in die Welt hineininterpretiert"
Die von uns erlebte Welt besteht vollständig aus unseren Hypothesen.
Unser Gehirn codiert die Rückkopplungen zwischen
unseren motorischen Aktivitäten und unseren sensorischen
Eindrücken als euklidischen, dreidimensionalen Raum
mit einer konstant ablaufenden Zeit.
Für das Überleben unserer Spezies hat sich diese
vereinfachende Hypothese über die Aussenwelt gut
bewährt, weil sie in unserer direkten Umwelt
ausreichend genaue Vorhersagen ermöglicht.
Die beiden Relativitätstheorien ermöglichen
genauere Vorhersagen, indem sie eine gekrümmte,
vierdimensionale Raumzeit annehmen.
Die Quantenmechanik zeigt sehr deutlich, dass es
in der Aussenwelt Vorgänge gibt, die man zwar genau
mathematisch vorhersagen kann, die aber für den
menschlichen Hausverstand völlig unbegreiflich sind.
Man kann zum Beispiel nachweisen, dass die Teilchen
vor einer Wechselwirkung keine bestimmten, aber noch
unbekannten Eigenschaften haben, sondern nachweislich
noch überhaupt keine bestimmten Eigenschaften haben.
Wenn dann eine Wechselwirkung eine bestimmten Eigenschaft
bewirkt hat, dann hat plötzlich ein weit entferntes, aber
mit dem ersten Teilchen verschränktes Teilchen genau die
gleichen Eigenschaften.
Unsere vertraute Welt besteht also aus Teilchen,
die sich gar nicht so vertraut verhalten.
Die verschiedenen Stringtheorien mit ihren elf
Dimensionen, und das zweidimensionale, holografische
Modell sind ebenso wie alle anderen Beschreibungen
der Aussenwelt nur Hypothesen über die Aussenwelt.
Die Aufgabe dieser Hypothesen ist es, die Rückkopplungen
zwischen den Versuchen und den Messergebnissen möglichst
genau vorhersagen zu können.
Es ist nicht die Aufgabe dieser Hypothesen, die Aussenwelt
zu erklären, oder gar zu behaupten, dass die Aussenwelt
wirklich genau so ist.
Vermutlich könnte es eine grosse Anzahl von völlig
unterschiedlichen Aussenwelten geben, die alle im
menschlichen Gehirn nahezu die gleichen Rückkopplungen
zwischen Motorik und Sensorik bewirken würden.
Wenn man sich zum Beispiel in den drei Raumrichtungen zu
bewegen glaubt, dann muss es auch in der zweidimensionalen
Beschreibung der Aussenwelt drei von einander unabhängige
Eigenschaften geben, die sich dabei verändern.
Wirlich lustig ist es auch, dass nach der Feynmanschen
Pfadintegralmethode alle möglichen Wege eines Teilchens
nur dann am einfachsten aufsummiert werden können, wenn
man einen vierdimensionalen Raum aus drei realen
Raumdimensionen und einer imaginären Zeitdimension annimmt.
Das bedeutet, dass die Zeitdimension nur dann mit den
drei Raumdimensionen vergleichbar ist, wenn man sie als
imaginär annimmt.
Tatsache ist es, dass sich immer jedes Teilchen genau so
verhält, als würde es in dieser Art von Raumzeit absolut
alle möglichen Wege zurück legen, und als würde es dann
mit sich selbst interferieren.
Mit freundlichen Grüssen, Karl.